Anna Bon di Venezia

Titelseite der Sonate da Camera op. I, 1756 für Flöte und Violoncello o [oder] Cembalo

Anna Bon (* 10. August 1738 in Bologna, Italien; getauft am 11. August 1738 als Anna Ioanna Lucia filia […] [des] Hieronymi / Boni et […] Rosa Ruinetti [sic],[1][2] † unsicher: nach 1767?) war eine italienische Komponistin, Sängerin und Cembalistin. Sie gab 1756 ihr Debüt als Komponistin mit dem Druck ihrer Flöten-Sonaten opus I, gewidmet Markgraf Friedrich von Brandenburg-Culmbach-Bayreuth. Auf der Titelseite ist ihr Ehrentitel „Virtuosa di Musica di Camera“ (Kammervirtuosin) präsentiert sowie der Namenszusatz di Venezia, ihr beruflicher Künstlername.[3] In Bayreuth komponierte sie weitere Sonaten und Trios für Cembalo bzw. Flöten mit Basso continuo, die zwischen 1756 und 1759 ebenso im Nürnberger Verlag Balthasar Schmidts veröffentlicht wurden.[A. 1] Diese Werke haben heute international Anerkennung gefunden. Neben einer geistlichen Arie werden ihr handschriftlich erhaltene Vokalkompositionen zugeschrieben, deren Urheberschaft noch nicht bestätigt ist.

Den frühesten (datierten) Nachweis Anna Bons als Opernsängerin könnte eine musikalische Handschrift in Leipzig enthalten. Es handelt sich um Domenico Fischiettis Oper La ritornata di Londra (Text: Carlo Goldoni), wonach eine Sängerin Mongeri am 20. Juli 1756 in Dresden auftrat. Dieser Name wurde in der Vergangenheit als Anna Bon gelesen, was aber nicht verifiziert ist (s. später).[4] Die ersten ausdrücklichen Zeugnisse als Mitwirkende der elterlichen Operntruppe (1759/1760) nennen Operntitel von Johann Adolf Hasse und Christoph Willibald Gluck.[5] Anna Bon blieb bis 1765 in das künstlerische Umfeld ihrer Eltern eingebunden, seit Juli 1762 am Hof des Fürsten Nikolaus I. Joseph Esterházy de Galantha im Ensemble Joseph Haydns. Die letzte Aktennotiz über sie an diesem Hof stammt vom 15. April 1765.[6] Danach verliert sich ihre Spur.

  1. Genaues Datum siehe erstmals in Michaela Krucsay: Zwischen Aufklärung und barocker Prachtentfaltung. Anna Bon di Venezia und ihre Familie von „Operisten“. (Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts), hrsg. von Freia Hoffmann, Bis-Verlag Universitätsverlag Oldenburg, 2015, ISBN 978-3-8142-2320-9, S. 55.
  2. Der Name Anna Lucia Boni mit Altersangabe bereits bei Rostirolla: Pietà. 1978, S. 191, Anmerkung 77. Darauf bezieht sich The New Grove Dictionary of Women Composers. edited by Julie Anne Sadie, Rhian Samuel, New York 1994, ISBN 0-333-515986.
  3. Der Titel „Kammermusiker“ wird noch heute amtlich in Deutschland und Österreich an verdiente Musiker verliehen und der Zusatz „di Venezia“ bei Anna Bons Namen dürfte vom damaligen Musikleben dieser italienischen Stadt inspiriert gewesen sein. Die Sängerin Rosa Ruvinetti, Annas Mutter, trug den Namen ihrer Geburtsstadt „Rosa Ruvinetti-Bon di Bologna“, denn die Gesangsstars trugen gerne beziehundreiche Künstlernamen. So z. B. „Porporino“, der ein Schüler des berühmten Gesangslehrers Nicola Antonio Porpora war.
  4. RISM ID: 200022474 Stadtbibliothek Leipzig: D-LEm Becker III.15.7
  5. Horanyi: Feenreich. 1959, S. 28; Nováçek Bratislave. 1978, S. 172/173.
  6. Landon: Haydn. II, 1978, S. 64f.


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