Arme Irre

Arme Irre ist noch heute eine in der Umgangssprache eher herablassende Bezeichnung für die mit psychischen Problemen belastete Gruppe der armen Gesellschaftsschicht. In der Geschichte der Psychiatrie stellen arme Irre andererseits aber auch die bis heute traditionell bedeutsamste Personengruppe dar, die angesichts der Gefahr der Verelendung noch vor dem Beginn der sozialen Frage im Industriezeitalter von öffentlicher Seite aus unterschiedlichste Hilfen zu erwarten hat und hatte. Die Bezeichnung arme Irre stammt aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts. Daher rührt noch heute, wie der Psychiater Klaus Dörner meint, eine Mischung aus Verachtung und Mitleid für den mit diesem Begriff behafteten Personenkreis.[1]

  1. Klaus Dörner: Bürger und Irre. Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. [1969] Fischer Taschenbuch, Bücher des Wissens, Frankfurt / M 1975, ISBN 3-436-02101-6<:
    (a) S. 30, Anm. 1 Definition des Begriffs „Arme Irre“;
    (b) S. 153 Tätigkeit von Pinel bei Jacques Belhomme;
    (c) S. 96 zu Stw. „York Retreat“;
    (d) S. 30 Kostenübernahme durch die Gemeinden;
    (e) S. 30, Anm. 1 im Begriff der „Armen Irren“ enthaltene historische Abfolge von Tatbeständen.

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