Asperger-Syndrom

Klassifikation nach ICD-10
F84.5 Asperger-Syndrom
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Menschen mit Asperger-Syndrom entwickeln oft Spezialinteressen; dieser Junge beschäftigt sich mit Molekülstrukturen.

Das Asperger-Syndrom (abgekürzt AS, auch Asperger-Autismus oder Asperger-Störung sowie veraltet Autistische Psychopathie oder Schizoide Störung des Kindesalters) ist eine nach dem Kinderarzt Hans Asperger benannte Variante des Autismus. Merkmale des Asperger-Syndroms sind Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie ein eingeschränktes, stereotypes, sich wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitäten.[1][2][3][4] Ebenfalls auffällig häufig sind Abweichungen bei der Wahrnehmung und Reizverarbeitung (dazu gehören unter anderem sensorische Über- und/oder Unterempfindlichkeiten sowie Schwierigkeiten bei der Reizfilterung).[2][5] Beeinträchtigt ist häufig die Fähigkeit, nonverbale Kommunikationsformen (Gestik, Mimik, Blickkontakt) bei anderen Personen zu erkennen, diese auszuwerten (zu mentalisieren) oder sie selbst auszusenden.[1][2] Das Kontakt- und Kommunikationsverhalten von Personen mit Asperger-Autismus kann dadurch merkwürdig und ungeschickt erscheinen. Da ihre Intelligenz in den meisten Fällen normal ausgeprägt ist, werden sie von ihrer Umwelt leicht als wunderlich wahrgenommen.[6]

Das Asperger-Syndrom wurde in den 1920er Jahren erstmals beschrieben und 1994 als Diagnose sowohl in die Internationale Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation (ICD-10) als auch das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV) aufgenommen, wo es den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zugeordnet war. Von anderen Subtypen des Autismus wurde das Asperger-Syndrom dadurch abgegrenzt, dass im Regelfall die Sprachentwicklung nicht betroffen war und keine Intelligenzminderung vorlag.[3][4] Im DSM-5 (2013) und der ICD-11 (2022) wird nicht mehr zwischen Autismus-Subtypen unterschieden und damit auch die Diagnose Asperger-Syndrom aufgegeben. Stattdessen werden alle Erscheinungsformen des Autismus zur Autismus-Spektrum-Störung zusammengefasst. Grund hierfür ist die zunehmende Erkenntnis in der Wissenschaft, dass eine klare Abgrenzung der bislang definierten Subtypen nicht möglich ist – und man stattdessen von einem fließenden Übergang zwischen verschiedenen individuellen Ausprägungen des Autismus ausgehen sollte.[7][8]

Das Asperger-Syndrom kann mit Stärken verbunden sein, etwa in den Bereichen der objektiven, nicht emotionalen Wahrnehmung, der Selbstbeobachtung, der Aufmerksamkeit und der Gedächtnisleistung. Ob es als Krankheit oder als eine Normvariante der menschlichen Informationsverarbeitung eingestuft werden sollte, wurde von Wissenschaftlern und Ärzten sowie von Asperger-Autisten und ihren Angehörigen uneinheitlich beantwortet. Grundbedingung für die Diagnose eines Asperger-Syndroms war jedoch, dass es zu Beeinträchtigungen in mehreren Lebensbereichen kam (siehe Kriterium C im DSM). Medizinisch besaß es somit Krankheitswert und wurde daher als Entwicklungsstörung eingestuft.

  1. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen :5.
  2. a b c Fritz-Georg Lehnhardt, Astrid Gawronski et al.: Diagnostik und Differenzialdiagnose des Asperger-Syndroms im Erwachsenenalter. In: Deutsches Ärzteblatt International. Band 110, Nr. 45, 2013, S. 755–763, doi:10.3238/arztebl.2013.0755, PMID 24290364, PMC 3849991 (freier Volltext) – (aerzteblatt.de [PDF]).
  3. a b Kapitel V Psychische und Verhaltensstörungen (F00–F99) Abschnitt Entwicklungsstörungen (F80–F89). In: dimdi.de. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 6. Dezember 2022, abgerufen am 22. April 2023.
  4. a b American Psychiatric Association (Hrsg.): Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fourth Edition, Text Revision. Arlington, VA 2000, ISBN 0-89042-024-6, S. 80–84, doi:10.1176/appi.books.9780890420249.dsm-iv-tr.
  5. Tony Attwood: The complete guide to Asperger’s syndrome. Jessica Kingsley Publishers, London 2007, ISBN 978-1-84642-559-2, 11. Sensory Sensitivity, S. 271 ff.
  6. Mandy Roy et al.: Das Asperger-Syndrom im Erwachsenenalter. In: Deutsches Ärzteblatt. Nr. 106 (5), 2009, S. 59–64, doi:10.3238/arztebl.2009.0059, PMC 2695286 (freier Volltext) – (Deutscher Artikel).
  7. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen :4.
  8. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen PMID243291802.

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