Ausschreitungen im Kosovo 2004

Die Kosovo-Ausschreitungen von 2004, in Serbien als März-Pogrom bekannt,[1] fanden vom 17. bis zum 19. März in bestimmten Teilen innerhalb des Kosovo statt. Es kam zu pogromartigen Ausschreitungen von über 50.000 Kosovo-Albanern,[2][3] vornehmlich gegenüber Gemeinschaften und Enklaven der kosovo-serbischen Minderheit.[4] Bei diesen ethnisch motivierten Übergriffen und den resultierenden Flüchtlingsbewegungen handelte es sich im Kosovo um die schwersten ihrer Art, seit NATO und UN nach dem Kosovo-Krieg die Kontrolle in der serbischen Autonomen Provinz Kosovo[Anmerkung 1] im Juni 1999 übernommen hatten.[5][6][7][8]

In mehreren Orten starben insgesamt mindestens 19 Menschen, darunter elf albanischer und acht oder neun[9][10] serbischer Ethnie.[11][1][Anmerkung 2][Anmerkung 3] Rund 1000 Personen wurden verletzt.[12][13] Über 4000 Menschen (meist Serben, aber auch Roma und Aschkali) mussten aus ihren Häusern fliehen oder wurden vertrieben.[13][14][15][16] Die Aktionen der großen kosovo-albanischen Menschenmengen gegen sämtliche Spuren serbischer Anwesenheit im Kosovo erstreckten sich von der Hauptstadt Pristina über Städte wie Prizren und Gjakova bis hin zu kleinen Dörfern wie Sllatina und Bellopoje. Sie machten auch vor anderen Minderheiten nicht Halt.[6]

Mindestens 22 orthodoxe Sakralbauten wurden aus- oder niedergebrannt sowie über zehn weitere Kirchen und Klöster zum Teil schwer beschädigt.[13][14][16] Die KFOR war beim Niederbrennen und bei der Zerstörung der serbischen Häuser und orthodoxen Kirchen häufig anwesend.[17][14]

Die Ausschreitungen führten zu einer ethnischen Homogenisierung zahlreicher Ortschaften, in denen auch nach den auf den Kosovokrieg folgenden Flucht- und Vertreibungsbewegungen noch immer ethnische Minderheiten im Kosovo gelebt hatten.[6] Noch während der von kosovo-albanischen Medien mit ausgelösten[18][19][20] Ereignisse wurden die Ausschreitungen von verschiedenen Seiten als wenigstens teilweise langfristig organisiertes Pogrom der kosovo-albanischen Mehrheit an den ethnischen Minderheiten bezeichnet[21][6][5][22][23] und zum Teil mit „ethnischer Säuberung“ verglichen oder gleichgesetzt.[24][5][23] Insbesondere von offizieller westlicher Seite wurden die Ausschreitungen jedoch auch häufig als „Auseinandersetzungen zwischen Serben und Albanern“ oder als „ethnische Konflikte“ bezeichnet.[25] Teilweise wurde die Meinung vertreten, diese seien „spontan“ entstanden[21][26] und für die Protektoratsmächte überraschend aufgetreten.[27][26] Von Seite kosovo-albanischer Führer wurden die Ausschreitungen auch als „Revolte“ gegen Missstände im Kosovo bezeichnet[13][28][29][30] und als Argument für die staatliche Unabhängigkeit des Kosovo angeführt.[13][28][5][22]

Den Sicherheitsorganisationen der Protektoratsmächte, besonders der von der NATO geführten KFOR, aber auch der von den Vereinten Nationen gestellten internationalen UNMIK-Polizei und dem von der UNO ausgebildeten KPS (Kosovo-Police-Service), wurde weitestgehendes Versagen und katastrophale Vernachlässigung ihres Schutzmandats während der Ausschreitungen vorgeworfen.[6] In den Fokus der internationalen Kritik rückten besonders die deutschen KFOR-Kontingente in der Region Prizren.[27][31][32][33][34]

  1. a b 11 years since “March Pogrom” of Serbs in Kosovo (Memento vom 6. Juli 2015 auf WebCite), b92.net, 17. März 2015.
  2. Kosovo: Das Strafrechtssystem lässt die Opfer im Stich (Memento vom 13. Februar 2013 auf WebCite), Human Rights Watch, 30. Mai 2006.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen spiegel_18-11-2004.
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen AI_2005.
  5. a b c d Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen B92Special_Chronologie.
  6. a b c d e Peter Bouckaert, Failure to Protect: Anti-minority Violence in Kosovo, March 2004 (englisch). Human Rights Watch, Vol. 16, Nr. 6 (D), Juli 2004, S. 1f. Alternative Internetquelle auf [http://www.unhcr.org/ unhcr.org, zuletzt abgerufen am 12. März 2013.
  7. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen IWPR_BCRI485_21-02-2005_17-03-2004.
  8. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen UNNews_11-06-2004.
  9. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen kim-gov-rs_11-03-2013.
  10. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Nikolic_DGOPNSNKIM.
  11. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen B92_17-03-2010.
  12. Innerstaatliche Konflikte: Kosovo (Memento vom 7. Februar 2013 auf WebCite), Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier, 24. Oktober 2011, von Julia Nietsch.
  13. a b c d e Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Polonyi2010_S436f.
  14. a b c Dragan Kojadinović (Hrsg.), @1@2Vorlage:Toter Link/www.mnemosyne.org.rsMarch Pogrom in Kosovo and Metohija – March 17–19, 2004 – with a survey of destroyed and endangered Christian cultural heritage (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (englisch und serbisch, PDF; 103 MB). Ministry of Culture of the Republic of Serbia, Museum in Priština (displaced), Belgrad 2004, ISBN 86-85235-00-6 (zuletzt abgerufen am 9. Februar 2013), S. 8.
  15. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen gfbv_17-11-2004.
  16. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen PetritschEtPichler2004_S16.
  17. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen PetritschEtPichler2004_S333.
  18. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen rw_28-04-2004.
  19. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen SETimes_29-04-2004.
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  21. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen CBCNews_25-05-2004.
  22. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen PetritschEtPichler2004_S333f.
  23. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen JW_24-03-2004.
  24. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen PetritschEtPichler2004_S335.
  25. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Telepolis_19-03-2004.
  26. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen ZDF_heutej_18u20-11-2004.
  27. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen FAZ_26-08-2004.
  28. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen FAZ_19-03-2004_Komm.
  29. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Spiegel_2004-03-22.
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  33. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen SUC_27-05-2004.
  34. Peter Bouckaert, Failure to Protect: Anti-minority Violence in Kosovo, March 2004 (englisch). Human Rights Watch, Vol. 16, Nr. 6 (D), Juli 2004, S. 55f. Alternative Internetquelle auf [http://www.unhcr.org/ unhcr.org, zuletzt abgerufen am 12. März 2013.


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