Beatus (Mitdoge)

Venetia um 840

Beatus († 811 in Zara) war etwa von 804 bis 810 Mitdoge seines Bruders, des venezianischen Dogen Obelerius. Beatus gilt vielfach als der „eigentliche Gründer Venedigs“, weil er die Residenz der Dogen von Metamaucum am Ostrand der Lagune von Venedig in das heutige historische Zentrum Venedigs verlegt haben soll.

804 gelang es Obelerius, seinen byzanz-freundlichen Vorgänger Iohannes Galbaius zu stürzen und zur Flucht ins Exil zu zwingen. Die Volksversammlung erhob neben ihm auch seine beiden Brüder Beatus und Valentinus zu Dogen. Die zeitlich nächste Quelle, die Annales regni Francorum, bezeichnet Obelerius („Willeri“) und Beatus unterschiedslos als duces. Die Annalen der Frankenkönige erkennen also im Status keinen Unterschied zwischen den Brüdern, erwähnen allerdings den jüngsten der Brüder gar nicht.

Die drei Brüder, die die Orte in und rund um die Lagune von Venedig beherrschten, waren von Anfang an Exponenten im übergreifenden Konflikt zwischen dem Frankenreich und dem Byzantinischen Reich (Zweikaiserproblem), der von 800 bis 812 andauerte. Während Obelerius, der älteste der Brüder, ein Vertreter einer Anlehnung an das Frankenreich war, und zusammen mit Beatus an den Hof Karls des Großen reiste und sogar eine Fränkin heiratete, ist die Rolle seiner Brüder äußerst unterschiedlich beschrieben worden.

Im Zuge der Auseinandersetzungen mit Byzanz ließ Pippin, einer der Söhne Karls des Großen und König von Italien, die Städte der Lagune militärisch angreifen. Unter seiner Führung konnten die Franken alle festen Plätze erobern, vielleicht mit Ausnahme von Rialto (wenn man der venezianischen Überlieferung folgt). Dabei wurde die seinerzeitige Hauptstadt Metamaucum wohl zerstört. Obelerius und Beatus verpflichteten sich womöglich zu einer Tributleistung. Der junge Frankenkönig starb bereits kurz darauf im Juli 810.

Konstantinopel unterstrich in dieser Zeit mit drei Interventionen seinen Anspruch auf die Lagune. Es gewann am Ende durch seine Flotte die Oberhand. Die Brüder wurden gestürzt und Beatus nach Zara in Dalmatien verbracht, wo er bald darauf starb.

Domenico Tintoretto: Porträt der beiden Dogen Beatus und Agnello Particiaco im Saal des Großen Rates, Dogenpalast, Öl auf Holz, nach 1577. Wer von den beiden Dogen den Umzug der Residenz vom Lido in den heutigen historischen Stadtkern veranlasste, ist nicht gekärt.

Wohl infolge des fränkischen Eroberungsversuches, so die spätere Deutung, wurde Rialto 811 zum Sitz des Nachfolgers der drei gestürzten Brüder. In der Geschichtsschreibung gab es auch Überlegungen, ob Beatus nicht seinen Bruder Obelerius gestürzt und ob nicht er es war, der die Umsiedlung von Metamaucum nach Rialto veranlasst habe.

Diese Auffassung, Beatus sei der „eigentliche Gründer Venedigs“, spiegelt sich im ersten der ‚Sprechenden Dogenporträts‘ wider, die nach 1577 für den Saal des Großen Rates im Dogenpalast angefertigt wurden. Diese gehen wiederum auf Darstellungen des 14. Jahrhunderts zurück. Dort, im Saal des Großen Rates, ist Beatus in der Reihe der Dogen zu sehen (und nicht – wie zeitweise angenommen – Obelerius), der erste Doge, der seine Residenz im heutigen Venedig nahm. Der dunkle Text auf dem Spruchband, das Beatus umflattert, lautet: „Fratris ob invidiam rex Pipinus in rivoaltum / venit, defendi patriam sibi gratificatus“ (sinngemäß: Wegen des Neides (meines) Bruders kam Pippin nach Rialto, ich verteidigte das Vaterland und habe ihm damit Genugtuung verschafft).[1]

  1. Paolo Mastandrea, Sebastiano Pedrocco: I dogi nei ritratti parlanti di Palazzo ducale a Venezia, Cierre, Sommacampagna 2017, S. 11, 28 f. (online, PDF).

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