Ein Cancionero (spanisch) bzw. Cancioneiro (galicisch-portugiesisch) bzw. Cançoner (katalanisch-okzitanisch) ist in der Dichtung der iberischen Halbinsel allgemein eine Liedersammlung oder eine Sammlung von Gedichten mehrerer Autoren oder auch eines einzelnen Autors (zum Beispiel der Cancionero des Jorge de Montemayor von 1561) und insbesondere die entsprechenden erhaltenen mittelalterlichen Liedhandschriften. Anders als vergleichbare Sammlungen in Frankreich (Chansonnier) und Italien (Canzoniere) enthalten diese Handschriften keine musikalische Notation.
Bekannte Handschriften sind:
Bei den genannten Cancioneros handelt es sich um Liederhandschriften, die meist im Besitz von Adeligen waren. Ab Beginn des 16. Jahrhunderts begannen auch Cancioneros im Druck zu erscheinen, beispielsweise:
Will man die Begriffe Cancionero bzw. Cancioneiro differenziert verwenden, so bezieht sich Cancioneiro auf die ab Ende des 12. Jahrhunderts entstehenden Sammlungen galicisch-portugiesischer Lieddichtung. Diese Lieder (Cantigas) wurden thematisch unterschieden in:
Cancionero dagegen meint meist die in der Zeit von etwa 1360 bis 1520 entstandenen Sammlungen in kastilischer Sprache, insbesondere gilt das stets für die Gattungsbegriffe poesía de cancionero und poesía cancioneril. Der Korpus dieser höfischen Lieddichtung umfasst etwa 2000 Gedichte von etwa 500 namentlich bekannten Autoren, zu denen sämtliche der bedeutenden kastilischen Dichtern des 15. Jahrhunderts gehören, namentlich Francisco Imperial, Iñigo López de Mendoza, Fernán Pérez de Guzmán, Juan de Mena, Gómez Manrique, Jorge Manrique, Íñigo de Mendoza und Garci Sánchez de Badajoz, außerdem auch einige eher als Autoren von Prosa bekannte Dichter, etwa Juan Rodríguez del Padrón, Diego de Valera, Alfonso de la Torre und Diego de San Pedro.