Carlo I. Tocco (* zwischen dem 28. Mai 1374 und dem 25. August 1377 in Kefalonia (?); † 4. Juli 1429 in Ioannina) aus der neapolitanischen Adelsfamilie Tocco, Herzog von Lefkada, ab 1381 Pfalzgraf von Kefalonia und Zakynthos und ab 1418 Despot von Epirus. Er galt schon den Zeitgenossen als einer der wichtigsten Fürsten, und gilt noch heute als die bedeutendste Persönlichkeit der Familie Tocco. Darüber hinaus war er der erste von drei Herrschern der Tocci, die im Epirus regierten.
Ihm gelang es, das Machtvakuum und die extreme politische Zersplitterung nach dem Zerfall des Serbenreiches unter Kaiser Stefan Dušan († 1355) ebenso zu nutzen, wie die Machtlosigkeit der Byzantinischen Kaiser unter dem Druck des Osmanenreiches und die Ambitionen der lokalen Herrscher. Während seiner rund fünfzigjährigen Herrschaftsdauer agierte er in wechselnden Koalitionen mit den lokalen Mächten, aber auch mit den Großmächten, führte fast unausgesetzt Krieg und unterhielt eine eigene Kriegsflotte. Er setzte aber auch das Mittel der Heiratspolitik erfolgreich ein. Dabei war er Vasall des neapolitanischen Königs Ladislaus, der Osmanen unter Mehmed I. sowie der Venezianer, entrichtete Tribute, besaß aber zugleich die Bürgerrechte sowohl in Venedig (1396) als auch in der rivalisierenden Republik Genua (1389). Zudem lag er in langwierigem Streit mit führenden Familien der Albaner, gewann aber auch Verbündete unter ihnen im Kampf gegen die Osmanen. Dabei wurden die Kämpfe meist mit verhältnismäßig kleinen, effizienten Söldnergruppen durchgeführt, deren Finanzierung durch Plünderungen und Lösegelderpressung, aber auch durch die umfangreichen Mittel erfolgte, die Carlo durch seine Ehe mit der Tochter des Herzogs von Athen, Francesca Acciaiuoli, zur Verfügung standen. Francesca entstammte einem überaus vermögenden Florentiner Bankiershaus, das über entsprechende Geldmittel und Finanzierungstechniken gebot.
In seinem Testament setzte er seinen Neffen Carlo II. als Nachfolger ein, da er selbst keinen legitimen und damit erbberechtigten Sohn hatte. Doch er hatte eine Reihe von illegitimen Söhnen, deren Rivalitäten zum Zerfall seines Reiches beitrugen. Der ganz überwiegende Teil seines Herrschaftsgebietes fiel schließlich an das Osmanenreich, die Pfalzgrafschaft Kefalonia und Zakynthos kam im Jahr 1500 für fast drei Jahrhunderte an Venedig.