Cixi (chinesisch 慈禧, Pinyin Cíxǐ, IPA (hochchinesisch) , W.-G. Tz'u Hsi; * 29. November 1835; † 15. November 1908 in Peking) war eine Nebenfrau des chinesischen Kaisers Xianfeng und wurde zur einflussreichsten Persönlichkeit der späten Qing-Dynastie.
Cixi entstammte dem Yehe-Nara-Klan (auch: Yehe-Nala), ihr Geburtsname ist nicht bekannt. Im Juni 1852 wurde sie in den Harem der Verbotenen Stadt aufgenommen als Edle Dame Lan (蘭貴人 / 兰貴人, Lán guìrén, deutsch: Orchidee), d. h. als Konkubine 6. Ranges. 1854 stieg sie um einen Rang zur offiziellen Konkubine auf und erhielt einen neuen Namen: Konkubine Yi (懿嬪, Yì pín). Nachdem sie Kaiser Xianfeng einen Sohn geschenkt hatte (es sollte sein einziger überlebender bleiben), stieg sie um zwei Stufen zur Edlen Gemahlin (貴妃, guì fēi) auf. Als Xianfeng im August 1861 starb, wurden – wie in der Qing-Dynastie üblich – die vormalige Kaiserin Zhen und sie als Mutter des erst fünfjährigen Thronfolgers zu Kaiserinwitwen erhoben, sie erhielten die Ehrennamen Kaiserinwitwe Ci’an bzw. Kaiserinwitwe Cixi (慈禧皇太后, Cíxǐ huángtàihòu). Zu Regenten hatte Xianfeng einen Rat von acht Männern um den Mandschu-Beamten Sushun bestimmt, der im November 1861 infolge des Xinyou-Staatsstreichs gestürzt wurde. Von da an führten die beiden Kaiserinwitwen gemeinsam die Regentschaft für den minderjährigen Kaiser Tongzhi bis zu dessen Volljährigkeit im Februar 1873. Infolge einer Erkrankung bat dieser die beiden Kaiserinwitwen im Dezember 1874, erneut die Regentschaft zu übernehmen. Im Januar des folgenden Jahres starb Tongzhi, sein Nachfolger wurde der erst dreijährige Guangxu, ein Neffe von Cixi, den die beiden Kaiserinwitwen adoptierten und für den sie weiterhin als Regentinnen fungierten. Als Ci’an 1881 starb, führte Cixi die Regentschaft allein bis zu Guangxus Volljährigkeit 1889 fort. 1898 übernahm sie erneut die Regierungsgeschäfte, nachdem sie den Kaiser unter Hausarrest hatte stellen lassen, und behielt die Macht dann bis zu ihrem Tode 1908. Guangxu war einen Tag vorher einem Giftanschlag zum Opfer gefallen. Ihr posthumer Ehrenname ist Kaiserin Xiaoqinxian (孝欽顯皇后, Xiàoqīnxiǎn huánghòu). Nur eine Frau hielt länger die Macht über das Kaiserreich in ihren Händen: Kaiserin Wu Zetian, geboren 624, die faktisch von 660 bis zu ihrem Tod 705 das Land beherrschte.
Historisch betrachtet gehört Cixi zu den umstrittensten Personen der chinesischen Geschichte. Innenpolitisch versuchte sie zunächst, notwendige Reformen auf ein Minimum zu beschränken (Tongzhi-Restauration). Während seiner Alleinregierung leitete Guangxu 1898 dilettantisch überstürzte Reformen ein (Hundert-Tage-Reform), die aber am Widerstand konservativer Kreise am Kaiserhof scheiterten. Außenpolitisch geriet China immer weiter in die Defensive: es musste den Europäern sowie Russland und Japan weitere Vertragshäfen gewähren, verlor seine Oberhoheit über Korea und Vietnam und musste Gebietsabtretungen an Russland und Japan hinnehmen (Ungleiche Verträge). Damit büßte es seine Hegemonialstellung in Ostasien ein. Nach dem Boxeraufstand 1900/1901 und einer neuerlichen katastrophalen Niederlage gegen alliierte westliche Mächte sah sich Cixi zu weitreichenden Reformen gezwungen, die aber zu spät kamen, um die Lage in dem technisch rückständigen und wirtschaftlich schwer angeschlagenen Land entscheidend zu verbessern. Etwas mehr als drei Jahre nach Cixis Tod sollte die Qing-Dynastie enden.
Der Aufstieg der Cixi von der unbedeutenden Nebenfrau zur einflussreichen Kaiserinwitwe beschäftigte bereits die Phantasie ihrer Zeitgenossen. Ihre Palastkarriere wurde vor allem im Westen mit einem Reigen von Morden, sexuellen Perversionen und Intrigen in Verbindung gebracht. Maßgeblich für dieses Zerrbild ihrer Persönlichkeit war eine bereits 1910 erschienene Biographie von Edmund Backhouse, welche die Kaiserinwitwe als niederträchtige und degenerierte Persönlichkeit schilderte. Romane und Erzählungen des westlichen Kulturkreises griffen dies auf und charakterisieren Cixi als ehrgeizig agierende Frau, die ihre Aufnahme in den kaiserlichen Harem und den Aufstieg innerhalb der Palasthierarchie gezielt plante und betrieb. Zu den bekanntesten ihr Leben so thematisierenden Erzählungen zählt der Roman Das Mädchen Orchidee von Pearl S. Buck.
In den 1970er Jahren wiesen verschiedene Historiker wie Hugh Trevor-Roper nach, dass die chinesischen Quellen, auf die sich Edmund Backhouse stützte, Fälschungen waren.[1] Die moderne Geschichtsschreibung zeichnet heute ein differenzierteres Bild der letzten Regentin Chinas als Backhouse. Als Mutter des einzigen Sohns und Nachfolgers von Xianfeng wurde sie neben der vormaligen Kaiserin zur Kaiserinwitwe erhoben. Über die Entscheidungsprozesse in der Verbotenen Stadt ist wenig bekannt, so dass man den Anteil Cixis an ihnen oft nur mutmaßen kann. Erst nach dem Ende des Boxeraufstands öffnete sich der Kaiserhof ein wenig europäischen Diplomaten, Journalisten und Künstlern, die dadurch Eindrücke aus erster Hand gewinnen konnten.