Culinary Medicine kombiniert Ernährungsmedizin, Ernährungswissenschaft und Psychologie mit praktischer Kulinarik. Das Lehrformat von Culinary Medicine sind spezielle Kochkurse („Teaching Kitchen“) für Medizinstudierende bzw. Ärzte, die evidenzbasierte klinische Bezüge haben. US-Studiendaten zeigen, dass das innovative Lehrformat einer Teaching Kitchen zu einer Verbesserung der Beratungskompetenz bei Lebensstil-assoziierten Erkrankungen in der ärztlichen Praxis führt. Dies ist für die ärztliche Tätigkeit von erheblicher Bedeutung, da die Prävalenz derartiger Erkrankungen stetig zunimmt.
Ärztliches Fachpersonal erlernt bei Culinary Medicine zum einen die Grundlagen klinischer Ernährung. Es erfährt gleichzeitig, wie Patienten auf der Grundlage von natürlichen Lebensmitteln, praktischen Kochfertigkeiten und attraktiven Rezepten motiviert werden können, ein gesünderes Leben zu führen (Salutogenese). Ärzte sind dafür prädestiniert, da sie von Patienten als vertrauenswürdigste Quelle für Gesundheitsinformationen angesehen werden. Darüber hinaus stehen bei Culinary Medicine die Prinzipien eines nachhaltigen und ressourcenschonenden Umgangs mit Lebensmitteln im Fokus (SDGs[1]).[2]
Da der Begriff Ernährungsmedizin vor allem die praktischen lebensweltbezogenen Aspekte nicht hinreichend abbildet, wurde im angelsächsischen Sprachraum der Begriff Culinary Medicine geprägt.[3]
Das neue Lehrformat ergänzt Ernährungsmedizin somit synergistisch durch Stärkung der lebensweltbezogenen ärztlichen Beratungskompetenz. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit mit Ernährungsfachkräften gefördert, die den ärztlich initiierten Therapieprozess nachfolgend z. B. in Form einer personalisierten Ernährungsberatung unterstützen.
Bei Culinary Medicine geht es nicht darum, strenge Regeln einzuhalten und Verzicht zu üben. Es ist vielmehr wichtig, ein gesundes Mittelmaß zu finden und das Bewusstsein und die Selbstwirksamkeit im Sinne des Salutogenese-Ansatzes von Antonovsky für die eigene Ernährung zu stärken – dann kann gesunde Ernährung zu einem umsetzbaren, genussfreundlichen Lebensprinzip werden (Ellrott & Neumann 2020).
Genuss und Gesundheit werden bei Culinary Medicine ausdrücklich synergistisch und nicht als Gegensätze verstanden.[4]