Daara

Zwei Talibés einer Daara in Vélingara mit Betteldose

Daara (Wolof Aussprache/?, auch dahra oder dara geschrieben, von arabisch دار, DMG dār ‚Haus‘) ist eine traditionelle islamische Bildungsinstitution im Senegal, die bis heute eine sehr wichtige Rolle im Erziehungssystem des Landes spielt. Die Daara wird üblicherweise durch einen Marabout oder Scheich geleitet, der als Sérigné ("Meister") angeredet wird und einer sufischen Bruderschaft angehört. Die Schüler der Daara, die talibés genannt werden, sind heute meist zwischen sechs und 19 Jahren alt.[1] Hauptziele der Daara-Ausbildung sind das Memorieren des Korans und die Vermittlung von basalen Kenntnissen über die religiösen Pflichten des Islams. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Daara-Erziehung ist, dass der Talibé lernen soll, den Sérigné zu respektieren und zu lieben und ihm zu dienen.[2]

Bis in die 1880er Jahre war die Daara die einzige Erziehungsinstitution im Senegal, die den Muslimen offenstand.[3] Auch heute noch erhalten viele Senegalesen ihre religiöse Sozialisation in einer solchen Einrichtung.[4] Nach Schätzung des senegalesischen Erziehungsministers besuchten im Jahre 2002 etwa 800.000 bis eine Million Kinder eine Daara.[5] 2009 gab es im Senegal insgesamt etwa 6.000 Daaras, von denen sich knapp 1.000 in der Hauptstadt Dakar befanden. Die Zahl der Schüler auf den Daaras schwankt zwischen 50 und 300, einzelne große Daaras wie die von Coki haben sogar 1.000 Schüler.[6]

Wegen seiner negativen sozialen Effekte (u. a. Verbreitung von Zwangsbettelei) geriet das Daara-System in den vergangenen Jahrzehnten stark in die Kritik. Zurzeit befindet es sich in einem umfassenden Reformprozess, an dem sowohl staatliche Behörden als auch verschiedene internationale Nichtregierungsorganisationen beteiligt sind.

  1. Vgl. Lewandowski/Niane: Acteurs transnationaux. 2013, S. 519.
  2. Vgl. Ware III: The Walking Qur'an. 2014, S. 53.
  3. Vgl. Ware: The Longue Durée of Quran Schooling. 2009, S. 36.
  4. Diallo: Les Métamorphoses des Modèles de Succession. 2010, S. 323.
  5. Vgl. Charlier: "Les écoles au Sénégal". 2004, Abs. 41.
  6. Vgl. Lewandowski/Niane: "Acteurs transnationaux". 2013, S. 519.

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