De viris illustribus urbis Romae

Die anonyme Schrift De viris illustribus urbis Romae (deutsch: Berühmte Männer der Stadt Rom) bietet als einziges Werk der lateinischen Literatur einen Abriss der römischen Geschichte in Form von 86 Kurzbiographien von der Stadtgründung bis zum Prinzipat des Augustus. Anders als der Titel nahelegt, haben aber nicht nur berühmte Feldherren und Politiker Berücksichtigung gefunden, sondern auch illustre Frauengestalten (13: Cloelia; 46: Claudia; 86: Kleopatra) und herausragende Feinde Roms (42: Hannibal; 54: Antiochos III.; 76: Mithridates VI.). Ein Unterschied zwischen Römern und Nicht-Römern oder positiven und negativen Figuren ist nicht erkennbar. In Typus und Struktur fügt sich die Schrift am besten in den Kontext der spätantiken Breviarien des 4. Jahrhunderts (Periochae, Eutropius, Rufius Festus u. a.) ein, so dass eine Abfassung in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts plausibel erscheint.

Der biographische Charakter der Viri illustres ist am deutlichsten in den Viten der sieben Könige sichtbar, bei denen Abstammung und Thronbesteigung, innere und äußere Leistungen sowie abschließend das Lebensende die leitenden Gesichtspunkte bilden. Der Schwerpunkt innerhalb der 'republikanischen' Biographien liegt dagegen auf den Leistungen der einzelnen Figuren und Personen für die res publica Romana. So sind Triumphe sowie Auszeichnungen durch den Staat, sei es zu Lebzeiten in Form von Goldkränzen, Land und Statuen, sei es nach dem Tod durch Staatsbegräbnis und Staatstrauer, oft vermerkt. Den Leitfaden bildet im Einzelfall der jeweilige cursus honorum, doch ist dieses Prinzip nicht konsequent durchgehalten. Die individuelle Charakterzeichnung ist durchgängig auf sparsame Notizen oder exemplarische dicta und facta reduziert. Die Viri illustres repräsentieren damit singulär den Typ der sogenannten Exempla-Biographie.


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