Die DOCUMENTA IX fand vom 13. Juni bis 20. September 1992 statt. Die 9. documenta stand unter der künstlerischen Leitung von Jan Hoet und den Co-Kuratoren Denys Zacharopoulos und Pier Luigi Tazzi. Erstmals wurden neue Medien- und Erlebnisformen in großer Zahl gezeigt.
Jan Hoet schrieb im Vorwort zum Kurzführer: Die documenta IX ist vielleicht mehr noch als die vorangegangenen documenta-Ausstellungen eine bewusste und persönliche Stellungnahme zu unserer Zeit. Eine Argumentation in Bildern, die gleichermaßen die Augen, das Gefühl, die Erfahrung des einzelnen fordert. Ohne besondere theoretische Grundsatzkonzeption veranstaltete Jan Hoet die documenta als ein großes Kunstereignis mit buntem Beiprogramm.
Die documenta IX ging unverkrampft mit Sponsoring und Merchandising um, es gab T-Shirts, Baseball-Caps und Regenschirme mit documenta-Symbolen. Kunstbotschaften wurden auf Zigarettenschachteln vermittelt: „Kunst bietet keine klaren Antworten. Nur Fragen“ (Jan Hoet). Die Zeitschrift „Das Kunstforum“ erhob im Heft-Titel die documenta selbst zum Kunstwerk. Ausstellungsobjekte wie der Man walking to the sky wurden von der Kritik für mittelmäßig erklärt, erfreuten sich aber in der Öffentlichkeit eines starken Zuspruchs (Kassel bekam neben dem Herkules ein weiteres „heimliches“ Wahrzeichen).
Die documenta IX hat erheblich dazu beigetragen, das documenta-Konzept breiteren Bevölkerungskreisen zugänglicher zu machen. Seit 1992 ist die documenta ein Projekt der ganzen Stadt Kassel, die sich wenige Jahre später (1999) selbst zur documenta-Stadt erklärte. Die Veranstaltung verzeichnete mit 603.456 Besuchern erneut einen Rekord.