Das EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS, englischEuropean Union Emissions Trading System, EU-ETS) ist ein Emissionsrechtehandel mit dem Ziel, die Treibhausgasemissionen innerhalb der Europäischen Union zu senken.[1] Es wird eine Obergrenze für die Gesamtmenge von Treibhausgasen festgelegt, die die Verursacher wie Energieerzeuger oder Industriebetriebe maximal freisetzen dürfen. Dieser Deckel wird nach und nach gesenkt, um die zulässigen Gesamtemissionen bis 2050 auf Null zu reduzieren.[2] Der EU-Emissionshandel deckt derzeit etwa 45 % der Treibhausgasemissionen in der EU ab, soll aber schrittweise auf alle Emissionen ausgedehnt werden.[3]
Die Allokation der begrenzten Anzahl von Zertifikaten erfolgt durch die Mitgliedsstaaten der europäischen Union, welche diese entweder zuteilen oder versteigern. Jedes Zertifikat berechtigt zur Emission von je einer Tonne CO2-Äquivalent. Verursacher von Treibhausgasemissionen müssen am Ende des Jahres Zertifikate in Höhe ihrer Emissionen vorweisen. Dabei können sie zusätzlich benötigte Zertifikate an einer Börse zukaufen. Überschüssige Zertifikate können sie dort an andere Verursacher verkaufen. Durch den Handel entstehen ökonomische Anreize die Emissionen dort zu reduzieren, wo dies zu den geringsten Kosten möglich ist. Das EU-ETS ist der erste grenzüberschreitende und weltweit größte Emissionsrechtehandel und fungiert als Vorreiter eines möglichen globalen Systems der CO2-Bepreisung.[4]
Das EU-Emissionshandelssystem hat eine Reihe von Handelsperioden erlebt. Im Rahmen jeder Handelsperiode kam es zu verschiedenen Reformen, um das System zu verbessern. Die Effektivität des EU-Emissionshandelssystems war aufgrund niedriger Preise lange umstritten.[5][6] Durch politische Reformen hat der Preis der Zertifikate seit 2018 neue Höchststände erreicht. Neuere Forschung kommt zu dem Ergebnis, dass der EU-Emissionshandel ein effektives und effizientes Instrument zur Bekämpfung des Klimawandels ist.[7]
Zusätzlich hat das EU-ETS wahrscheinlich positive Nebeneffekte bewirkt, indem es regional die Konzentration von Luftschadstoffen und damit auch Gesundheitsschäden beträchtlich verringert hat.[8]
↑Grischa Perino, Maximilian Willner, Simon Quemin, Michael Pahle: The European Union Emissions Trading System Market Stability Reserve: Does It Stabilize or Destabilize the Market? In: Review of Environmental Economics and Policy. Band16, Nr.2, 1. Juni 2022, ISSN1750-6816, S.338–345, doi:10.1086/721015 (uchicago.edu [abgerufen am 13. März 2023]).
↑Regina Betz, Misato Sato: Emissions trading: lessons learnt from the 1st phase of the EU ETS and prospects for the 2nd phase. In: Climate Policy. Band6, Nr.4, 1. Januar 2006, ISSN1469-3062, S.351–359, doi:10.1080/14693062.2006.9685607 (tandfonline.com [abgerufen am 13. März 2023]).
↑Yolanda Fernández Fernández, María Angeles Fernández López, David González Hernández, Blanca Olmedillas Blanco: Institutional Change and Environment: Lessons from the European Emission Trading System. In: Energies. Band11, Nr.4, April 2018, ISSN1996-1073, S.706, doi:10.3390/en11040706 (mdpi.com [abgerufen am 13. März 2023]).
↑Niklas Döbbeling-Hildebrandt, Klaas Miersch, Tarun M. Khanna, Marion Bachelet, Stephan B. Bruns, Max Callaghan, Ottmar Edenhofer, Christian Flachsland, Piers M. Forster, Matthias Kalkuhl, Nicolas Koch, William F. Lamb, Nils Ohlendorf, Jan Christoph Steckel, Jan C. Minx: Systematic review and meta-analysis of ex-post evaluations on the effectiveness of carbon pricing. In: Nature Communications. Band15, Nr.1, 16. Mai 2024, ISSN2041-1723, S.4147, doi:10.1038/s41467-024-48512-w, PMID 38755167, PMC 11099057 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 13. August 2024]).
↑Piero Basaglia, Jonas Grunau, Moritz A. Drupp: The European Union Emissions Trading System might yield large co-benefits from pollution reduction. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band121, Nr.28, 9. Juli 2024, ISSN0027-8424, doi:10.1073/pnas.2319908121 (pnas.org [abgerufen am 15. Juli 2024]).