Edmond de Coussemaker

Charles Edmond Henri de Coussemaker
Büste von Edmond de Coussemaker in Bailleul, Frankreich

Charles Edmond Henri de Coussemaker (* 19. April 1805 in Bailleul; † 10. Januar 1876 in Lille) war ein französischer Musikologe und Jurist.

Er ist u. a. bekannt für seine Abschrift der Handschrift 222 C 22 der alten Straßburger Stadtbibliothek.[1] Das Original dieser Handschrift vom Anfang des 15. Jahrhunderts verbrannte im Jahr 1870 bei der Belagerung von Straßburg. Mit seinen Abschriften überlieferte er die wichtigsten Motetten des Mittelalters und etwa 55 von 200 Gesängen von Anonymus IV, alles jedoch nicht ganz fehlerfrei. In der musikwissenschaftlichen Forschung muss bei Coussemaker stets beachtet werden, dass es eine Quelle aus zweiter Hand ist, die mit Vorsicht benutzt werden muss.

1847 wurde er zum Mitglied (Élu associé) der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique (Classe des Beaux-Arts) gewählt.[2]

Als konstitutioneller Monarchist saß er ab 1848 im Generalrat des Departements Nord.

Im Jahr 1853 initiierte Edmond de Coussemaker, angesichts der Erosion des Flämischen in Dünkirchen und der unvorteilhaften institutionellen Umgebung für dessen Schulgebrauch, die Entwicklung einer wissenschaftlichen Gesellschaft, deren Hauptaufgabe darin bestand, Publikationen und Dokumente aller Art zu sammeln, zu bewahren und zu verbreiten, die die Geschichte des Flämischen sowie dessen Verwendung in Französisch-Flandern belegen könnten.[3] So gründete er das Comité flamand de France,[4] dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tod im Jahr 1876 war.

Berühmt wurde er durch die Sammlung flämischer Volkslieder aus dem französischen Flandern, die er 1856 unter dem Titel Chants populaires des Flamands de France[5] veröffentlichte.

Seine Archive und Manuskripte erlitten beim Brand des Rathauses von Bailleul im Ersten Weltkrieg zahlreiche Verluste.

  1. Lorenz Welker: Straßburg Ms. C.22 (222 C.22). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 8 (Querflöte – Suite). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1998, ISBN 3-7618-1109-8, Sp. 1859–1863 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  2. Académicien décédé: Charles Edmond Henri de Coussemaker. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 2. September 2023 (französisch, mit Link zur Biografie (PDF)).
  3. Raymond de Bertrand, Monographie de la rue David d'Angers à Dunkerque – Comité flamand de France: Mémoires de la Société dunkerquoise pour l'encouragement des sciences, des lettres et des arts. Hrsg.: Société dunkerquoise pour l'encouragement des sciences, des lettres et des arts. Band 6. Typographie Benjamin Kien, Dunkerque 1859, S. 310–316 (französisch, bnf.fr).
  4. Französisch für Flämische Komitee Frankreichs
  5. Französisch für Volkslieder der Flamen Frankreichs

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