Euro-Islam

Euro-Islam ist ein Begriff, der 1991 von Bassam Tibi in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt wurde und eine bestimmte säkularisierte Form des Islam beschreibt, die sich dadurch herausbilden soll, dass in Europa lebende Muslime Pflichten und Prinzipien des Islam mit Werten der modernen europäischen Kultur kombinieren.[1] In der Folgezeit wurde das Konzept in den westlichen Ländern viel diskutiert. Bassam Tibi griff das Konzept 2002 erneut auf und warb für den „Euro-Islam“ als integrationspolitischen Weg. Dieses Konzept entwickelte er im Detail in seinem gleichnamigen Buch Euro-Islam (2009; erweiterte Neuausgabe 2020). Später wurde der Begriff „Euro-Islam“ auch für die reform-salafistische Position von Tariq Ramadan verwendet.

Faruk Şen und Dirk Halm kamen 2005 in einer Studie, die sich mit den religiösen Einstellungen und dem religiösen Organisationsgrad von Muslimen in Deutschland befasste, zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung eines so definierten Euro-Islam durchaus empirisch nachgewiesen werden könne.[2]

Unabhängig von seiner Definition bei Bassam Tibi wird der Begriff Euro-Islam häufig zur Bezeichnung jeglicher Form von liberalem Islam verwendet.[3]

  1. Vgl. Leggewie, 1993, S. 286.
  2. Faruk Şen, Dirk Halm: Der Islam in der Migration. Herausforderungen für die Integrationspolitik. In: Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. Wiesbaden 2005, S. 303–320, hier S. 320.
  3. Vgl. z. B. Hartmut Behr, Mathias Hildebrandt: Politik und Religion in der Europäischen Union: Zwischen nationalen Traditionen und Europäisierung Springer-Verlag 2007, S. 105: Sie alle plädieren für einen wie auch immer gearteten liberalen Euro-Islam; oder: Werner Ende, Udo Steinbach, Renate Laut: Der Islam in der Gegenwart C.H.Beck 2005, S. 572: „Euro-Islam“ steht oft für eine moderne und liberale Variante des Islams, die sich den Basisnormen der westeuropäischen Gesellschaft anpasst. Andererseits kann der Begriff auch analytisch gebraucht werden, d. h. als Ausdruck für die Formen des Islams, die durch die Interaktion mit der westeuropäischen Gesellschaft bestimmt werden.

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