Die Begriffsfügung galanter Roman geht zum einen auf Sprachgebrauch des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zurück. Man bezeichnete in Westeuropa Romane als galant, die einen bestimmten Publikumsanspruch zeigten (die „galante Welt“ adressierten), „galante“ Interaktionen boten (vorzugsweise „Liebes-Intriguen“) oder aber in einem „galanten Stil“ geschrieben waren. Mitunter wurde Erotische Literatur als Periphrase „galant“ euphemistisch umschrieben, da Erotik im galanten Roman gern thematisiert wurde.[1] Das Etikett der Galanterie blieb in all diesen Punkten Geschmacksurteilen vorbehalten, die Gesichtspunkte Inhalt, Stil, Umgang mit dem Publikum, bildeten einen engen Zusammenhang.
Eine Neuausrichtung erfuhr die Diskussion um den galanten Roman in der Literaturwissenschaft des 20. Jahrhunderts insbesondere in der Romanistik und der Germanistik. Das hat vor allem damit zu tun, dass eine Diskussion galanter Romane im 17. und 18. Jahrhundert vor allem in Deutschland im Blick auf den französischen Roman und französische Moden stattfand. Die Hauptfragen waren hier, ob der galante Roman ein eigener epochaler Typus ist und wie er sich in diesem Fall gegenüber dem Barockroman und dem Roman der Aufklärung verortete.