Als ghost lineage (deutsch etwa „Geisterhafte Abstammung“) werden in der Paläontologie und Phylogenetik Abstammungslinien bezeichnet, deren Vorhandensein in einer bestimmten Zeitepoche (oder stratigraphischen Einheit) nicht direkt nachgewiesen, sondern nur indirekt erschlossen worden ist. Das Konzept und der Ausdruck gehen auf den Paläontologen Mark Norell zurück.[1] Für die Dauer einer bestimmten Linie wird analog auch von „ghost range“ gesprochen. Ghost lineages sind grundsätzlich problematisch, weil sie jeweils einer zusätzlichen Hilfshypothese entsprechen. Ihre Heranziehung in der Forschung ist aber in einigen Bereichen unvermeidlich. In der Praxis wird – gemäß Ockhams Rasiermesser – bei der Interpretation der Daten in der Regel die Hypothese bevorzugt, die weniger oder zumindest kürzere ghost lineages zur Folge hat.[2]
Ghost lineages entstehen infolge einer Reihe unterschiedlicher Methoden und theoretischer Ableitungen. Meist beruhen sie darauf, dass auf dasselbe Problem, z. B. das Alter oder die Verwandtschaftsverhältnisse einer bestimmten Gruppe von Organismen, unterschiedliche und voneinander unabhängige Methoden angewandt werden. Unterschiedliche Altersschätzungen beruhen vor allem auf absolut datierten Fossilien, mit den Methoden der molekularen Uhr abgeleitete Altersschätzungen oder aus der kladistischen Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse einer Gruppe erschlossene Reihenfolgen von Aufspaltungsereignissen evolutionärer Stammlinien.
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen rasnitsyn2000-251.