Goderam (lateinisch Goderamnus, gelegentlich auch Goderamus, Goderannus oder Goderammus, * vor 975; † 30. Juni 1030[1][2] in Hildesheim) war ein Benediktinermönch in Köln und Hildesheim und seit 1022 erster Abt des Klosters St. Michaelis in Hildesheim. Er war Besitzer und Kenner der ältesten überlieferten, in karolingischer Zeit entstandenen Handschrift der Zehn Bücher über Architektur von Vitruv und, soweit dies anhand der durch „Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall“[3] bestimmten Quellenlage gesagt werden kann, architectus caementarius,[4] also ausführender Architekt, vermutlich beim Ausbau von St. Pantaleon in Köln Ende des 10. Jahrhunderts und möglicherweise auch beim Bau der Michaeliskirche in Hildesheim zu Beginn des 11. Jahrhunderts.
- ↑ So heißt es in den Chronica monasterii S. Michaelis aus dem Jahre 1688: [Goderamus] Obiit autem pridie Kal. Julii anno 1030 et sepultus est ante altare sancti Stephani pede. Deutsch: „[Goderamus] starb am Vorabend des 1. Juli 1030 und wurde vor dem Altar des heiligen Stephan am Fuße des Altars begraben.“ Zitiert nach Schulz-Mons: Das Michaeliskloster in Hildesheim. 2. Abb. 94, S. 79.
- ↑ Goderamnus primus Hildeneshemensium (!) abbas 2. Kal. Julii obiit. Annales Hildesheimenses ad a. 1030, zitiert nach Binding: St. Michaelis in Hildesheim – Einführung, Forschungsstand und Datierung. S. 30.
- ↑ Das Zusammenspiel dieser beiden Größen bestimmt, so Arnold Esch in seinem gleichnamigen Aufsatz 1985, die Überlieferung von Quellen, die Tatsachenbehauptungen belegen können, in bemerkenswerter Weise.
Arnold Esch: Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall als methodisches Problem des Historikers, in: Historische Zeitschrift, 240 (1985), S. 529–570 Online MGH-Bibliothek; auch in: Ders.: Der Historiker und die Erfahrung vergangener Zeiten. München 1994, S. 39–69.
- ↑ „Maurer-Architekt“, ein Begriffszusammenhang, der auf Isidor von Sevilla (570–636) zurückgeht und dann noch einmal von Hrabanus Maurus (780–856) wörtlich übernommen wurde: „architecti autem caementarii sunt, qui disponunt in fundamentis“ („die Maurerarchitekten sind die, die (in) die Fundamente legen“ oder auch „Architekten sind Maurer, die in den Fundamenten planen“). Dem wird in Zusammenhängen mit dem mittelalterlichen Kirchenbau immer auch der Satz des Apostels Paulus hinzugefügt, der den Begriff Architekt metaphorisch auf sich selbst anwendet, wenn er in 1. Kor. 3,10 sagt: „Wie ein weiser Architekt habe ich das Fundament gelegt.“ Ut sapiens architector fundamentum posui. – Vergleiche Günther Binding: Bauwissen im Früh- und Hoch-Mittelalter. In: Jürgen Renn et al. (Hrsg.): Wissensgeschichte der Architektur. Band III. Vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit. Berlin 2014. ein bedeutender Baumeister des ottonischen Kirchenbaus. S. 30.