Guidonische Hand

Ein Beispiel der guidonischen Hand aus einem Manuskript aus Mantua, spätes 15. Jh.

Die Guidonische Hand war vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit ein Hilfsmittel zur Orientierung im Tonsystem; sie diente als Anschauungsobjekt und als Gedächtnisstütze. Jedem der vierzehn Fingerglieder zuzüglich der fünf Fingerspitzen ist dabei eine bestimmte Tonstufe des Hexachordsystems zugeordnet (vgl. Nummerierungen 1–19 zuzüglich „E la“ in der Abbildung). So ergeben sich in der Innenseite der Hand insgesamt zwanzig diatonische „Tonorte“, ein Tonvorrat, der dem Umfang der in den Vokalkompositionen zum Einsatz kommenden Stimmen im Regelfall entsprach. Ein solches Hilfsmittel mag bereits von Guido von Arezzo (etwa 992–1050) benutzt worden sein, der Anleitungen zum Erlernen von Chorälen und zum Notenlesen schrieb. Die Hand als Anschauungsobjekt taucht schon vor Guidos Zeit in einigen Schriften auf; die endgültige Form findet man jedoch erst ab dem 12. Jahrhundert, etwa bei Sigebert von Gembloux (1030–1112). Das System gilt als eine der ersten Methoden der später so genannten Gehörbildung, geht allerdings hinsichtlich der Unterrichtsinhalte weit über die Zielsetzungen dieses jüngeren Faches hinaus.


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