Ein Guslar (albanisch: Lahutar) ist ein epischer Sänger der südosteuropäischen Bergwelt. Der Guslar singt Heldenlieder und begleitet sich dabei selbst auf seiner Gusla.
Er ist ein Improvisator und produktiver Künstler, der über ein gegebenes Thema unter Achtung überlieferter Formen und mittels einer Gesangs- und Vortragstechnik ein Werk erschafft. Der Guslar ist dafür besonders befähigt und geschult und deshalb kein Volksliedsänger. Im Wesentlichen unterscheidet er sich von diesem in der Fähigkeit, immer wieder neu zu gestalten. Seine Darbietungen können nie volksläufig werden, denn man kann sie nicht in der dargebotenen Form übernehmen.
Seine Heldenlieder dienen keinem unterhaltenden Zweck, wie z. B. Liebes- und Tanzlieder, sondern sie sind für die Wahrung der Tradition und Sitte verantwortlich. Er war daher innerhalb seiner Gemeinschaft und Welt neben dem Krieger und dem Sippenältesten die bedeutendste Persönlichkeit.[1]
Zum Verständnis dieser hohen Stellung dient ein Beispiel aus der Literatur:
Höre nicht auf die Lügen in den Schulbüchern, sondern beachte und beherzige, was unsere Guslen erzählen.
Ich höre, wie das Nußlaub rauscht. Es duftet immer gleich, in alle Ewigkeit. Kann es denn etwas anderes als rauschen und duften? So ist auch das Volk, ewig das gleiche!
Amen, mein Sohn, lebe im Frieden Gottes, aber wenn dir jemand nahetritt, setze dich zur Wehr![2]
Der ursprüngliche Guslar konnte oft weder lesen noch schreiben und erlernte die Heldenlieder oft vom Vater und Großvater.[3]