Helmut Josef Michael Kohl (* 3. April 1930 in Ludwigshafen am Rhein; † 16. Juni 2017 ebenda) war ein deutscher Politiker (CDU). Er war vom 1. Oktober 1982 bis zum 27. Oktober 1998 der sechste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und regierte mit einer schwarz-gelben Koalition wie vor ihm Konrad Adenauer und Ludwig Erhard. Seine Amtszeit ist mit 5870 Tagen damit die bisher längste, sie dauerte neun Tage länger als die Amtszeit Angela Merkels.[1] Kohl war von 1969 bis 1976 dritter Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und von 1973 bis 1998 Bundesvorsitzender, danach bis 2000 Ehrenvorsitzender seiner Partei sowie von 1976 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Unter seinem Vorsitz entwickelte sich die CDU zu einer Mitgliederpartei. 1976 erzielte die CDU/CSU mit Kohl als Spitzenkandidat das bis dahin zweitbeste Ergebnis bei Bundestagswahlen, konnte aber die sozialliberale Regierung Schmidt nicht ablösen. Kohl gab sein Amt als Ministerpräsident auf und übernahm als Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion die Rolle des Oppositionsführers im Deutschen Bundestag. Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition wurde er 1982 durch ein konstruktives Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt von CDU/CSU und FDP zum Bundeskanzler gewählt.
Nachdem Demonstrationen und massenhafte Flucht aus der DDR über die östlichen Nachbarstaaten am 9. November 1989 den Fall der Berliner Mauer bewirkt hatten, trieb Kohl die deutschen Wiedervereinigung entschlossen voran und galt seitdem als „Kanzler der Einheit“. Kohl war zudem ein Wegbereiter der europäischen Integration, die 1992/1993 zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft und zur 1998/1999 zur Einführung des Euros führte.
Umstritten blieb er wegen seiner Rolle in der Ende 1999 aufgedeckten CDU-Spendenaffäre, die zu seinem Rücktritt als Ehrenvorsitzender der CDU führte sowie seiner Tätigkeit als Unternehmensberater nach dem Ende seiner politischen Karriere.