Hepatitis-D-Virus (englischHepatitis delta virus, HDV, früher auch δ-Agens genannt, SpeziesDeltavirus italiense)[1] ist eine Virus in der FamilieKolmioviridae. Es ist ein nur beim Menschen natürlich vorkommendes Virusoid, also ein von den Genprodukten eines Helfervirus (dem Hepatitis-B-Virus, HBV) abhängiges Virus. Es kann in einer Zelle nur dann neue infektiöse Partikel bilden, wenn diese Zelle gleichzeitig mit HBV infiziert ist und die Hüllproteine (HBs-Antigene) des HBV produziert werden. Das Hepatitis-D-Virus ist der Erreger einer chronischen Leberentzündung, der Hepatitis D, die gleichzeitig mit einer frischen Hepatitis B auftreten kann (Simultaninfektion) oder bei einer chronischen Hepatitis B als zusätzliche Infektion hinzukommt (Superinfektion). Sein in der Tierwelt einzigartiges RNA-Genom zeigt eine strukturelle und funktionelle Verwandtschaft mit einigen viralen Erregern bei Pflanzen. Aufgrund seiner besonderen Genomstruktur und Replikationsweise gilt das HDV als molekulares Relikt der chemischen Evolution und stützt die Annahmen der RNA-Welt-Hypothese. Die frühere Zuordnung zum RealmRiboviria wurde vom International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV) im März 2020 zurückgezogen,[2] ein neuer Realm Ribozyviria[3] wurde für die Deltaviren und ähnliche Viren errichtet.[1]