Hisbollah

Hisbollah
Partei Gottes
حزب الله
General­sekretär Naim Kassim[1]
Gründung 1982 (Miliz),
1985 (Partei)
Gründer:
Subhi at-Tufaili,
Abbas al-Musawi,
Hassan Nasrallah
Haupt­sitz Beirut, Libanon Libanon
Aus­richtung Schiitischer Islamismus[3],
Schiitischer Dschihadismus[3],
Khomeinismus[3],
Islamischer Nationalismus[4][5],
Antizionismus[6],
Panislamismus[4],
Sektarismus[7][8],
Populismus[9][10],
Antiimperialismus[11][12],
Antiamerikanismus[4],
Antisemitismus[13][14]
Farbe(n) Grün und Gelb
Parlamentssitze 15 von 128 Sitzen in der Abgeordnetenkammer des Libanon
Mitglieder­zahl 100.000 Soldaten bzw. Milizionäre (eigene Angabe, Stand 2021)[2]
Nationale Verbindungen Allianz des 8. März
Internationale Verbindungen Achse des Widerstands
Website www.moqawama.org.lb

Die Hisbollah (arabisch حزب الله Hizbullah, DMG Ḥizb Allāh ‚Partei Gottes‘, auch Hezbollah, Hizbollah oder Hizb-Allah geschrieben) ist eine islamistisch-schiitische Partei und Miliz im Libanon, die sich hauptsächlich durch Unterstützung seitens Irans und durch eigene kriminelle Geschäfte finanziert. Als „Staat im Staat“ kontrolliert die Hisbollah den Libanon über ihre Miliz nicht nur militärisch, sondern über ihre Partei auch politisch.[15] Für den Libanon ist die Hisbollah militärisch bedeutsamer als die Streitkräfte des Libanon, die sich selbst als Unterstützer der Hisbollah sehen.[16] Die Hisbollah wird von vielen Ländern, darunter auch Deutschland, als Terrororganisation bezeichnet.[17] Sie ist in Großbritannien, Japan, Kanada, den Niederlanden, den USA, seit April 2020 in Deutschland und seit Mai 2021 in Österreich verboten.[18]

Die Hisbollah entstand ab 1982 als eine aus dem Untergrund operierende paramilitärische Organisation[19] durch den Zusammenschluss verschiedener schiitischer Gruppen beim Widerstand gegen die damalige israelische Invasion. Die offizielle Gründung fand 1985[20] statt. Die Hochburgen der Organisation liegen im Süden des Libanon, in der Bekaa-Ebene sowie in Südbeirut. An ihrer Spitze stehen schiitische Gelehrte; als oberste geistliche Autorität wird der Revolutionsführer der Islamischen Republik Iran, Ali Chamene’i, angesehen. Generalsekretär und Oberbefehlshaber der Hisbollah-Milizen war von 1992 bis 2024 der im israelisch-palästinensischen Konflikt getötete Hassan Nasrallah.

Seit 1992 ist die Hisbollah auch in der libanesischen Nationalversammlung vertreten. Seitdem hat sie sich zu einem militärischen, sozialen und politischen Machtfaktor entwickelt. Sie stellt nach der Parlamentswahl 2018 mit 13 Mandaten[21] etwa 10 % der Parlamentsabgeordneten und war schon in mehreren Kabinetten der libanesischen Regierung vertreten.[22] Ihr unterstehen auch zivilgesellschaftliche Organisationen, wie das Islamische Gesundheitskomittee, das eigene Krankenhäuser, Ambulanzen, betreibt und das minunter marode staatliche Gesundheitssystem ersetzt.[23]

Die Hisbollah ist für zahlreiche Anschläge gegen die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) verantwortlich. Bei vielen weiteren Anschlägen gegen jüdische oder westliche, vorwiegend US-amerikanische Einrichtungen weltweit wird ihre Beteiligung angenommen. Die Gruppe unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im anhaltenden syrischen Bürgerkrieg. Beide sind Alliierte Irans in der von ihm so genannten „Achse des Widerstands“.[24]

Mit der Zerstörung der Infrastruktur der Hisbollah durch die IDF im Herbst 2024 gilt die Hisbollah unter Experten teilweise nicht mehr als „eigenständige Miliz“, sondern als „Teil der Quds-Einheit“ (der Iranischen Revolutionsgarde).

  1. Bisheriger Vize-Chef Kassim wird neuer Hisbollah-Anführer. In: n-tv.de. 29. Oktober 2024, abgerufen am 29. Oktober 2024.
  2. Lebanon Hezbollah chief says movement has 100,000 fighters. 18. Oktober 2021, abgerufen am 9. Oktober 2024 (englisch).
  3. a b c Philip Smyth: The Shiite Jihad in Syria and Its Regional Effects. Hrsg.: The Washington Institute for Near East Studies. Februar 2015, S. 7–8.
  4. a b c Katerina Dalacoura: Islamist Terrorism and Democracy in the Middle East. Hrsg.: Cambridge University Press. Cambridge 2012, ISBN 978-0-511-97736-7, S. 66–96, doi:10.1017/CBO9780511977367.004.
  5. Stepanova, Ekaterina: Terrorism in Asymmetrical Conflict: Ideological and Structural Aspects. Hrsg.: SIPRI / Oxford University Press. 2008, ISBN 978-0-19-953355-8, S. 113.
  6. Joshua L. Gleis; Benedetta Berti: Hezbollah and Hamas: A Comparative Study. Hrsg.: JHU Press. 2012, ISBN 978-1-4214-0671-8.
  7. Joseph Daher: Hezbollah, the Lebanese Sectarian State, and Sectarianism. In: mei.edu. Middle East Institute, 13. April 2017, abgerufen am 19. Oktober 2024.
  8. Bassel F. Salloukh: The Sectarian Image Reversed: The Role of Geopolitics in Hezbollah’s Domestic Politics. In: pomeps.org. Lebanese American University, abgerufen am 19. Oktober 2024 (englisch).
  9. Hezbollah and the Lebanese Popular Movement. In: iemed.org. 17. Februar 2020, abgerufen am 19. Oktober 2024.
  10. Imad Salamey & Frederic Pearson: Hezbollah: A Proletarian Party with an Islamic Manifesto – A Sociopolitical Analysis of Islamist Populism in Lebanon and the Middle East. Hrsg.: Small Wars & Insurgencies. Band 18, Nr. 3, 2007, S. 416–438.
  11. Joseph Elie Alagha: Hizbullah's Documents: From the 1985 Open Letter to the 2009 Manifesto. Hrsg.: Amsterdam University Press. 2011, ISBN 978-90-8555-037-2, S. 15, 20.
  12. Samer Shehata: Islamist Politics in the Middle East: Movements and Change. 2012, ISBN 978-0-415-78361-3, S. 176.
  13. Doreen Carvajal: French Court Orders a Ban on Hezbollah-Run TV Channel. In: nytimes.com. 14. Dezember 2004, abgerufen am 19. Oktober 2024.
  14. Amal Saad-Ghorayeb: Hizbul̉lah: politics and religion. Hrsg.: Pluto Press. London 2002, ISBN 0-7453-1793-6, S. 168–186.
  15. Christoph Leonhardt: Die Hizbullah steckt in der Zwickmühle, Zenith (09.12.2019), https://magazin.zenith.me/de/politik/die-hizbullah-und-die-protestbewegung-im-libanon.
  16. Christoph Reuter: (S+) Hisbollah im Libanon als Machtfaktor: Tragische Parodie eines Staates. In: Der Spiegel. 3. Februar 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Februar 2024]).
  17. Reuters: Germany designates Hezbollah as terrorist group, conducts raids on suspects. France 24, 30. April 2020, abgerufen am 24. Dezember 2021 (englisch).
  18. Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. Aufbau Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-351-03880-9; Taschenbuchausgabe ebenda 2022, ISBN 978-3-7466-4030-3, S. 135.
  19. Fikret Aslan, Kemal Bozay: Graue Wölfe heulen wieder – Türkische Faschisten und ihre Vernetzung in der BRD. Unrast Verlag, Münster 1997, ISBN 3-928300-58-X, S. 121.
  20. Ute Meinel: Die Intifada im Ölscheichtum Bahrain. LIT Verlag, Berlin / Hamburg / Münster 2003, ISBN 3-8258-6401-4, S. 203.
  21. Martin Gehlen: Die neue Macht der Hisbollah. 8. Mai 2018; abgerufen am 11. November 2018.
  22. Nikolas Busse, Hans-Christian Rößler: EU setzt militärischen Arm der Hizbullah auf Terrorliste, FAZ v. 22. Juli 2013, abgerufen am 24. Juli 2013.
  23. Christoph Reuter: (S+) Libanon: Nun ruft das ganze Land nach der Armee. In: Der Spiegel. 8. Oktober 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. Oktober 2024]).
  24. Matthew Levitt: Hezbollah’s Regional Activities in Support of Iran’s Proxy Networks. Middle East Institute, 26. Juli 2021, abgerufen am 24. Dezember 2021 (englisch).

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