Husle

Slowakische Streichinstrumente eines Volksmusikensembles, von links nach rechts: korytkové husle („Troggeige“), violu (auch bráč, „Bratsche“) und basička („Bässlein“). Musical Instrument Museum, Phoenix, Arizona.

Husle ist in slawischen Sprachen eine Wortwurzel, die im Mittelalter unterschiedslos gezupfte oder gestrichene Saiteninstrumente bedeutete und deren Ableitungen heute meist Streichlauten – darunter Violinen, andere Kastenhalslauten und Schalenhalslauten – und des Weiteren Zithern bezeichnen.

Bei den Sorben in Ostdeutschland ist husle (husla) ein spätestens seit dem 17. Jahrhundert bekannter, alter Typus einer dreisaitigen Fidel („sorbische Geige“) mit taillierten Zargen entsprechend einer frühen Form der Violine. In der slowakischen Sprache werden unter husle die moderne Violine und eine Reihe unterschiedlicher Streichinstrumente der slowakischen Volksmusik verstanden. Im Tschechischen heißt die Violine housle. Die husle-Typen der Volksmusik in der Slowakei besitzen meistens einen aus einem Holzblock herausgearbeiteten Korpus, der rinnenförmig-schmal, birnenförmig oder trogförmig sein kann.

Sprachverwandt sind in südslawischen Gebieten auf dem Balkan gusle (gusla) für eine einsaitige Schalenhalslaute und im Polnischen gęśle für ein ebensolches Volksmusikinstrument.

Die erste byzantinische Abbildung eines Streichinstruments wird in das 10. Jahrhundert datiert. Mit der arabischen Eroberung kamen Streichinstrumente aus Westasien, die von al-Farabi erstmals Anfang des 10. Jahrhunderts als rabāb erwähnt werden, auf die Iberische Halbinsel. Die namensverwandte rebec mit einem schmalen ovalen Korpus gelangte von dort nach Westeuropa; eine breitere, birnenförmige Streichlaute war unter demselben Namen bereits um 1100 über ganz Westeuropa verbreitet. Neben diesen runden Streichlauten, die an der Schulter gespielt wurden, gab es im christlichen Spanien ab dem 12. Jahrhundert achtförmige, zwischen den Beinen gehaltene Fideln.

Im Russischen steht gusli (kyrillisch гусли) hauptsächlich für zwei traditionelle Kastenzithern, die seit dem 14. Jahrhundert abgebildet werden: einen schmalen, flügelförmigen und einen breiten, helmförmigen Typ. Letzterer ist auch in der Ukraine als husli oder gusli (гуслі) bekannt.

Ein weiteres Bedeutungsumfeld von husle und gusle (auch Polnisch gusła), das in slawischen Sprachen mit den Saiteninstrumenten in einer semantischen Verbindung steht, ist „Hexerei“, „Magie“.


From Wikipedia, the free encyclopedia · View on Wikipedia

Developed by Nelliwinne