Inkareich

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Das Inkareich (Quechua: Tawantinsuyu – „Reich aus vier Teilen“) war das größte Reich im präkolumbischen Amerika.[1] Dieses war nach den vier Himmelsrichtungen in Chinchan Suyu (Nord-Region), Kunti Suyu (West-Region), Anti Suyu (Ost-Region) und Qulla Suyu (Süd-Region) unterteilt. Das administrative, politische und militärische Zentrum des Reiches befand sich in der Stadt Cusco im heutigen Peru.[2] Die Zivilisation der Inka entstand im frühen 13. Jahrhundert im Hochland der Anden. Ihre letzte Hochburg wurde 1572 von den Spaniern erobert. In seiner größten Ausdehnung verband das Reich Peru, das westliche Ecuador, das westliche und südliche Zentralbolivien, das nordwestliche Argentinien, einen großen Teil des heutigen Chile und den südwestlichsten Zipfel Kolumbiens zu einem Staat, der mit den historischen Imperien Eurasiens vergleichbar war und sich über eine Fläche von 950.000 km² erstreckte.

Von 1438 bis 1525 expandierte das Inkareich massiv – durch Eroberung und Unterdrückung, aber auch durch friedliche Assimilierung – und nahm 1533 einen großen Teil des westlichen Südamerikas mit dem Zentrum in den Anden ein. Seine offizielle Sprache war Quechua.[3] Es wurden allerdings unzählige weitere Sprachen gesprochen und es gab mehr als 200 Ethnien.[4] Viele lokale Formen der religiösen Verehrung bestanden im Reich, die meisten davon betrafen lokale heilige Wak’a, aber die Führung der Inkas förderte die Sonnenverehrung des Inti, ihres Sonnengottes, und setzte seine Souveränität über andere Kulte wie den von Pachamama durch.[5] Die Inkas betrachteten ihren König, den Sapa Inka, als den Sohn der Sonne und eine Gottheit.

Das Inkareich war insofern ungewöhnlich, als ihm viele Merkmale fehlten, welche die Zivilisationen in der Alten Welt kennzeichneten. So kannten die Inka keine Radfahrzeuge und keine Zugtiere. Ihnen fehlten auch Kenntnisse über die Verarbeitung von Eisen und Stahl. Die Inka kannten kein Schriftsystem in der Art, wie es in eurasischen Kulturen verwendet wird, stattdessen verwendeten sie aber die Knotenschrift Quipu, mit der sowohl Nachrichten wie auch mehrstellige Zahlen im Dezimalsystem dargestellt und weitergeleitet werden konnten. Sie errichteten allerdings ein bedeutendes und hochentwickeltes Reich und zählen zu den Hochkulturen.[6] Zu den bemerkenswerten Merkmalen des Inkareichs zählen seine monumentale Architektur, insbesondere die Steinmetzarbeiten, das ausgedehnte Straßennetz, das alle Ecken des Reichs erreicht, fein gewebte Textilien, landwirtschaftliche Innovationen in einem schwierigen Umfeld sowie eine fortgeschrittene Organisation und Verwaltung.

Das Inkareich funktionierte weitgehend ohne Geld und ohne Märkte. Stattdessen beruhte der Austausch von Gütern und Dienstleistungen auf Gegenseitigkeit zwischen Einzelpersonen und zwischen Einzelpersonen, Gruppen und Inka-Herrschern. Die Steuern bestanden aus einer Arbeitsverpflichtung einer Person gegenüber dem Reich. Die Inka-Herrscher (die theoretisch alle Produktionsmittel besaßen) revanchierten sich, indem sie ihren Untertanen Zugang zu Land und Gütern gewährten und in feierlichen Festen Speisen und Getränke zur Verfügung stellten.[7] Während manche Forscher dieses System als eine Art frühen Sozialismus bezeichnen, interpretieren andere es als Feudalismus oder Sklaverei.[8]

  1. Glenn M. Schwartz, John J. Nichols: After Collapse: The Regeneration of Complex Societies. University of Arizona Press, Tucson 2010, ISBN 978-0-8165-2936-0.
  2. Descubre la historia del Tahuantinsuyo, el gran Imperio Inca. 22. August 2020, abgerufen am 26. März 2022 (spanisch).
  3. admin: Quechua, the Language of the Incas. In: MachuPicchu ORG. 11. November 2013, abgerufen am 29. August 2020 (amerikanisches Englisch).
  4. Alvin M. Josephy: Amerika 1492 – Die Indianervölker vor der Entdeckung. Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-10-036712-X, S. 269.
  5. The Inca – All Empires. Vorlage:Cite web: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.
  6. Gordon F. McEwan: The Incas: New Perspectives. W.W. Norton & Co, New York 2006, S. 5 (englisch).
  7. Craig Morris, Adrianna von Hagen: The Incas. Thames & Hudson, London 2011, S. 48–58.
  8. Darrell E. La Lone: The Inca as a Nonmarket Economy: Supply on Command versus Supply and Demand. In: Contexts for Prehistoric Exchange. S. 291–316 (academia.edu [abgerufen am 29. August 2020]).

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