Interkomprehension (lat. inter „zwischen“, komprehension „Verstehen“) oder Gegenseitige Verständlichkeit bezeichnet die Fähigkeit, eine fremde Sprache aufgrund von Kenntnissen einer anderen zu verstehen. Gleiches gilt für unterschiedliche Dialekte. Interkomprehension findet natürlicherweise statt, wenn Menschen unterschiedlicher Sprachen miteinander sprechen, ohne auf eine gemeinsame Sprache zurückzugreifen, oder aber wenn sie Texte in Sprachen lesen, die sie weder erlernt noch in ihrer natürlichen Umgebung erworben haben. Wie das Verstehen gesprochener Sprache überhaupt findet mündliche Interkomprehension zumeist spontan und unbewusst statt. Allerdings kann die Fähigkeit durch gezielte Sensibilisierung für bereits verfügbare sog. zwischensprachliche Transferbasen und durch Training ausgebaut werden. Eine Transferbasis wie dt. kontinu/ier/lich erlaubt im Prinzip die Identifikation von en. continue, fr. continuer/continuation/continuité/continuel, it. continuare/continuità usw.
Ein Beispiel für 'natürliche' Interkomprehension ist die Fähigkeit der meisten Spanischsprachigen, das ihrer Sprache sehr nahe stehende Portugiesische hörend oder vor allem lesend zu verstehen, obwohl sie es nicht (korrekt) sprechen können. Interkomprehension betrifft zwar vorrangig die rezeptiven Kompetenzen[1], kann aber auch eingesetzt werden, um den Spracherwerb vor allem einer zweiten romanischen oder slawischen Sprache zu beschleunigen. Interkomprehension ist ein Phänomen, das die vielsprachige kommunikative Tradition (nicht nur) der Europäer über viele Jahrhunderte begleitet hat. Interkomprehensiv basierte Kommunikation und Lernen sind weitaus älter als unsere modernen Sprachen und deren Unterricht als Mutter- und Fremdsprachen[2].