Kanadische Unterhauswahl 1993

1988Unterhauswahl 19931997
 %
50
40
30
20
10
0
41,24
18,69
16,04
13,52
6,88
3,63
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1988
 %p
 20
 15
 10
   5
   0
  −5
−10
−15
−20
−25
−30
+9,32
+16,60
−26,99
+13,52
−13,50
+1,03
9
54
177
2
52
1
54 177 52 
Insgesamt 295 Sitze

Die 35. kanadische Unterhauswahl (engl. 35th Canadian General Election, frz. 35e élection fédérale canadienne) fand am 25. Oktober 1993 statt. Gewählt wurden 295 Abgeordnete des kanadischen Unterhauses (engl. House of Commons, frz. Chambre des Communes). Die Wahl brachte einen noch nie dagewesenen Umbruch in der politischen Landschaft, über die Hälfte der Wählerschaft entschied sich für eine andere Partei als fünf Jahre zuvor. Einen regelrechten Absturz erlitt die bisher regierende Progressiv-konservative Partei von Premierministerin Kim Campbell, die von 169 auf lediglich 2 Sitze zurückfiel. Davon profitierte insbesondere die Liberale Partei, die eine komfortable absolute Mehrheit errang (177 Sitze); neuer Regierungschef wurde der bisherige Oppositionsführer Jean Chrétien.

Am 25. Juni 1993 hatte Campbell den Parteivorsitz von ihrem Vorgänger Brian Mulroney übernommen, dessen Umfragewerte die schlechtesten waren, die ein kanadischer Regierungschef jemals erzielt hatte. Campbell rief am 8. September eine Neuwahl aus und hoffte, die Gunst der Wähler wiederzuerlangen. Die Wählerbasis der Progressiv-Konservativen wandte sich jedoch zu einem großen Teil ab, was zur schwersten Niederlage einer Regierungspartei auf Bundesebene führte. Die Tories erholten sich nie mehr von diesem Schlag und fusionierten schließlich 2003 mit der Kanadischen Allianz zur neuen Konservativen Partei.

Vom Zusammenbruch der Progressiv-Konservativen profitierten neben den Liberalen zwei weitere Parteien. Der von Lucien Bouchard angeführte Bloc Québécois war mit dem Ziel angetreten, die frankophone Provinz Québec in die Unabhängigkeit zu führen und vereinte dort fast die Hälfte aller Stimmen auf sich. Mit 54 Sitzen war er die zweitgrößte Partei und somit die „offizielle Opposition“. Die populistische Reformpartei von Preston Manning kam auf 52 Sitze, war aber ausschließlich in Westkanada erfolgreich, während sie im Osten bedeutungslos blieb. Das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte erzielte die Neue Demokratische Partei (NDP), die auf lediglich 9 Sitze kam und das einzige Mal weniger als eine Million Stimmen erzielte.


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