Kaurigeld

Elf Gehäuse der Ring-Kaurischnecke und Euro-Cent-Münzen – derartige Schnecken dienten als Kaurigeld, hauptsächlich als Kleingeld
Gehäuse verschiedener Kauri­schnecken­arten, von denen bisher 200 bekannt sind
Arabische Händler mit Kaurischnecken, die als Geld verwendet wurden (Druck von 1845)
Geld-Kaurischnecke (Monetaria moneta)
Ring-Kaurischnecke (Monetaria annulus)
Ring-Kaurischnecke von oben und unten
Video: Die ersten Zahlungsmittel (u. a. Kaurigeld)

Kaurigeld ist eine historische Form von einfachem Geld (Primitivgeld), die in Afrika, Ost- und Südasien und der Südsee als vormünzliches Zahlungsmittel oder Naturalgeld (Warengeld aus Naturgegenständen) weit verbreitet war und stellenweise noch heute traditionell und rituell verwendet wird. Bestehend oder hergestellt aus den Gehäusen von Kaurischnecken, war Kaurigeld das nach Raum und Zeit am weitesten verbreitete Muschel- oder Schneckenhausgeld (in der Münzkunde auch als Molluskengeld bezeichnet). Die Kaurischnecken wurden meist auf Bastfäden gezogen und als Geldschnüre gehandelt, für noch größere Mengen gab es in manchen Gebieten korbförmige Hohlmaße. Kauris zirkulierten in Teilen Afrikas, in Indien, Afghanistan, Südostasien, China und vielen Inseln Melanesiens.[1]

In Afrika war es fast immer und ausschließlich Tausch- oder Handelsgeld.[2] Kaurigeld war das erste allgemeingültige Geld und spielte eine große Rolle im überregionalen Handel. Kaurigeld gab es bereits vor den Metallmünzen und in einigen Fällen war es parallel zu Metallmünzen in Gebrauch. Da Transport und Handel früher sehr einfach abliefen, wurden die Kaurischnecken umso wertvoller, je weiter sie ins Landesinnere transportiert wurden. Die Schneckengehäuse wurden vor allem auf den Malediven und rund um den Golf von Thailand gesammelt.[3]

Die kleinen, eiförmigen, sehr stabilen Kaurischneckengehäuse mit ihren bunt gefärbten Schalen mit glänzendem Schmelzüberzug wurden etwa von 2000 v. Chr., also noch in der Bronzezeit, bis ins späte 19. Jahrhundert verwendet. Sie zirkulierten als fälschungssichere internationale „Währung“ auf dem halben Globus. Genaugenommen war Kaurigeld kein Geld im Sinn von Währung, denn es gab keine staatliche Aufsicht und kein Bankensystem dafür; Kaurigeld diente jedoch als Wertaufbewahrungsmittel. Zunächst fand das Kaurigeld Verbreitung in Südasien und Südostasien, China und Indien, später auch in Ostafrika, in Zentralafrika und im tropischen Westafrika, sowie in der Südsee. In vielen Regionen Asiens und Afrikas war die Kaurischnecke sowohl Handelsgut, als auch Zahlungsmittel.

Im vormetallischen Geldwesen stand Kaurigeld an der Grenze zwischen Geld und Nichtgeld, da Kaurischnecken auch als Schmuck verwendet wurden. Kaurigeld war eine zoogene Währung (aus tierischen Bestandteilen), wie beispielsweise auch Pelzgeld oder Ledergeld.

Dieses vormünzliche Zahlungsmittel war nach seiner Blütezeit in China zudem in Indien und auf den Inseln des Indischen Ozeans als Scheidemünzen in Gebrauch, von wo es Kaufleute nach Afrika brachten. Kaurigeld diente wegen des relativ geringen Wertes besonders als Kleingeld. In Südasien endete die Verwendung im 19. Jahrhundert, in Westafrika zu Beginn des 20. Jahrhunderts.[4]

Ein einzelnes Kaurigehäuse selber hatte nur geringen Wert, auch deshalb wurden große Mengen davon als Währung benutzt. Im kolonialen Deutschland wurde dieses Zahlungsmittel auch „Negergeld“ genannt. Kaurigeld war ein beliebtes Thema in den Schilderungen von Entdeckern und Reisenden.

Größe und Gewicht der gehandelten Kaurischneckenarten sind recht einheitlich. Das Durchschnittsgewicht einer Kaurischnecke bewegt sich zwischen 0,8 und 3,5 Gramm. Der Marktwert der Kaurischnecke beruhte auf gegenseitiger Übereinkunft und war unabhängig von ihrer Größe – jede Kaurischnecke hatte den gleichen Geldwert. Der Wechselkurs des Kaurigeldes zu den oft gleichzeitig parallel in Umlauf befindlichen Geldmünzen war nach Angebot und Nachfrage schwankend. Kaurigeld war in den meisten Fällen kein gesetzliches Zahlungsmittel, denn es bestand kein rechtlicher Anspruch, Kaurischnecken als Zahlungsmittel annehmen zu müssen.

  1. Alice Hingston Quiggin: A Survey of Primitive Money, the Beginnings of Currency. Methuen, London 1949, S. ?? (online im Internet Archive).
  2. Wilhelm Gerloff: Die Entstehung des Geldes und die Anfänge des Geldwesens (= Frankfurter wissenschaftliche Beiträge. Band 1). 3., neubearbeitete Auflage. Universität Frankfurt, Frankfurt 1947, S. 105 (Seitenansicht in der Google-Buchsuche).
  3. Roderich Ptak: Die maritime Seidenstraße. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56189-4, S. 98 (Seitenansicht in der Google-Buchsuche).
  4. René Sedillot: Muscheln, Münzen und Papier. Die Geschichte des Geldes. Frankfurt/New York 1992, ISBN 3-593-34707-5, S. 42.

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