Die Khilafatbewegung, auch bekannt als indische muslimische Bewegung (1919–24) entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in Indien infolge muslimischer Ängste vor der Integrität des Islams. Diese Befürchtungen wurden durch Angriffe der Italiener (1911) und der Balkanstaaten (1912–13) auf die Türkei, deren Sultan als Kalif der religiöse Führer der weltweiten muslimischen Gemeinschaft war, und die Niederlagen der Türkei im Ersten Weltkrieg geweckt.
Seit der Herrschaft der Großmogulen in Indien, die durch die Briten 1761 beendet worden war, verehrten die indischen Muslime die türkischen Kalifen, da sie selbst nicht unter islamischer Herrschaft lebten.[1] Zur Unterstützung des Kalifen gründeten sie die Kalifatsbewegung.
Mahatma Gandhi sah in dieser Bewegung die Möglichkeit, Muslime und Hindus miteinander auszusöhnen, obwohl den Hindus die panislamischen Gefühle ihrer Mitbürger für den osmanischen Kalifen in ihrer Mehrheit gleichgültig waren. Er erkannte darin ein religiöses Bedürfnis der Muslime.[2]
Nach dem Amritsar-Massaker 1919 hielt der Indische Nationalkongress in Amritsar eine Parteiversammlung ab, an der viele wichtige indische Politiker wie Gandhi, Motilal Nehru, Ali Jinnah, Hazrat Mohani, Bal Gangadhar Tilak, Chittaranjan Das und Madan Mohan Malaviya teilnahmen. Erschüttert von den Nachrichten über das Massaker berieten die Teilnehmer, wie sie auf die aus ihrer Sicht halbherzigen Reformabsichten der Briten (Montagu-Chelmsford-Reformen) reagieren sollten. Nicht zuletzt wegen des Massakers wurde über einen Boykott britischer Waren debattiert. Im Vorfeld der Versammlung hatte Gandhi erfahren, dass es muslimische Stimmen gab, die Unterstützung für die Kalifatskampagne forderten und im Gegenzug bereit waren, den von den Hindus geforderten Verzicht auf die Schlachtung von Rindern anzubieten. Ihn störte der in Aussicht gestellte politische „Kuhhandel“, den er als unehrenhaft empfand.[3] Auf dieser Konferenz entwarf Gandhi erstmals die Kampagne der Nichtkooperation.
Ali Jinnah, der säkulare Repräsentant der Muslimliga, kritisierte Gandhis Unterstützung für die Kampagne zum Erhalt des Kalifats 1919/1920, die Jinnah als Unterstützung eines religiösen Zelotismus auffasste.[4]