Landwirtschaft Brasiliens

Die Landwirtschaft Brasiliens ist eine bedeutende Wirtschaftsgrundlage Brasiliens. Theoretisch könnte Brasilien etwa eine Milliarde Menschen ernähren, weshalb es als Ernährer der Welt gilt.[1] Durchschnittlich werden 31 % des Bruttoinlandsproduktes mit dem Agrobusiness erwirtschaftet und etwa 42 % aller Exporte sind landwirtschaftliche Güter, wodurch die Landwirtschaft in Brasiliens Handelsbilanz eine essentielle Rolle spielt.[2] Insgesamt gibt es in Brasilien 248 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, wozu jährlich etwa 1 Million Hektar durch Abholzung des tropischen Regenwaldes hinzukommen.[3]

Entlang der Küsten wird Landwirtschaft in kleineren und mittleren Strukturen betrieben und es werden Nahrungsmittel für den Inlandsverbrauch erzeugt. In Mittelbrasilien hingegen gibt es Fazendas, die Flächen von 100.000 Hektar oder mehr bewirtschaften. Sie haben Brasilien zum Kostenführer bei landwirtschaftlichen Massengütern wie Zucker, Sojabohnen, Mais, Kaffee, Orangensaft, Rindfleisch, Schweinefleisch und Geflügelfleisch werden lassen. Die Landwirtschaft Brasiliens hat ihr Potenzial dabei noch nicht ausgeschöpft, es gibt noch große Landreserven und auch durch Intensivierung der Landwirtschaft könnten die Erträge noch weiter gesteigert werden. Die Entwicklung der Landwirtschaft wird vor allem durch Mängel an der Infrastruktur des Landes, durch die Entfernung der Anbaugebiete zu den Exporthäfen für landwirtschaftliche Produkte und durch den hohen Kapitaleinsatz für die Düngung der Felder begrenzt.[4]

An der brasilianischen Landwirtschaft wird kritisiert, dass die Urbarmachung vormaliger Wildnisgebiete fast überall schutzwürdige, artenreiche Biome vernichtet, die aus Naturschutzsicht von internationaler Bedeutung sind. Insbesondere die Abholzung von Regenwaldflächen steht in der Kritik, da dabei zwangsläufig viele (vor allem endemische) Arten ausgerottet werden und ökologisch wertvolle biologische Vielfalt unwiderruflich verlorengeht. Aus Sicht des Klimaschutzes werden bei der Entwaldung zudem wichtige Kohlenstoffsenken degradiert. Wenn sie für die Viehwirtschaft in Weiden umgewandelt werden, kehrt sich die Bedeutung im Kohlenstoffzyklus sogar um, da Weidetiere große Mengen des hochwirksamen Treibhausgases Methan emittieren. Aus Sicht der Menschenrechte werden in diesem Zusammenhang die Beschneidung der Rechte indigener Völker bis hin zur Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen genannt.

Darüber hinaus wird kritisiert, dass in Brasilien riesige Mengen an Kunstdünger und Pestiziden eingesetzt werden, dass Produkte für den Export in Monokulturen auf sehr großen Flächen angebaut werden und dass die Arbeitsverhältnisse für die Landarbeiter sehr schlecht sind. Zahlreiche Felder werden heute für die Produktion von Exportprodukten oder Energiepflanzen verwendet, anstatt Nahrungsmittel für die lokale Bevölkerung darauf anzubauen. Des Weiteren sind die Eigentumsverhältnisse stark konzentriert: etwa 50 teils ausländische Unternehmen dominieren die Landwirtschaft Brasiliens und ihre vor- und nachgelagerten Industriesektoren, während 150.000 Landarbeiterfamilien kein Land besitzen.[5]

  1. Evaristo Eduardo de Miranda: Agricultura no Brasil do Século XXI. 1. Auflage. Metalivros, São Paulo 2013, ISBN 978-85-85371-99-9, S. 29.
  2. Landwirtschaft Brasilien: Agrarpolitk - Investieren & Reisen. Abgerufen am 8. Februar 2024.
  3. Brasilien: Verlust an tropischem Regenwald im Zeitraum 2002 bis 2023. statista, abgerufen am 8. August 2024.
  4. Gunther Schütz: Brasilien: Die Supermacht der Landwirtschaft. In: Top Agrar. Nr. 10, 2008, S. 14–16 (topagrar.com).
  5. Maximilian Weingartner: Der Siegeszug der brasilianischen Landwirtschaft. In: Frankfurter Allgemeine. 3. August 2015, abgerufen am 15. Dezember 2017.

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