Die Langobarden (lateinisch Longobardi, altgriechisch οἱ Λαγγοβάρδοι,[1] auch Winniler) gehörten, wie man lange annahm, als ethnische Gruppe der Stammesgruppe der Sueben an und waren eng mit den Semnonen verwandt. Demnach waren sie ein elbgermanischer Stamm, der ursprünglich an der unteren Elbe siedelte und dann migrierte.
Diese traditionelle Sicht wird heute aber eher selten vertreten. Stefano Gasparri fasste 2017 die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte so zusammen, dass die Langobarden wie andere als gentes bezeichnete Gruppen zur Zeit der Völkerwanderung vielmehr eine politisch-militärische Ansammlung darstellten, die sich an den Rändern bzw. zum Teil innerhalb des Römischen Reiches bildeten, dessen Grenzen überaus durchlässig waren, und die unter einem erfolgreichen militärischen Anführer standen.[2] Sie dienten sich den Römern an (Föderaten) oder versuchten aus deren Reich auf andere Weise Prestige oder materiellen Gewinn zu schlagen. Somit war Verwandtschaft nur einer der Gründe, die diese Verbände immer wieder neu entstehen ließen. Sie gaben sich im Nachhinein eine Herkunfts- und Abstammungslegende.
Im 5. Jahrhundert tauchten Langobarden unter einem dieser Anführer namens Wacho in römischn Aufzeichnungen auf. Sie erschienen bald an der Donau in Pannonien. Ab 568 eroberten sie unter König Alboin große Teile Italiens, wobei sie große andere Verbände begleiteten, wie etwa Sachsen, und errichteten das Langobardenreich. Diesem zwischenzeitlich christianisierten – zunächst arianisch, dann katholisch – Reich setzte das fränkische Heer unter Führung König Karls I. mit der Eroberung der Hauptstadt Pavia im Jahr 774 ein Ende. Der Süden Italiens verblieb allerdings unter langobardischer Herrschaft. Auf die Hauptsiedlungsgebiete im Norden geht die Bezeichnung der Lombardei zurück. Dort war, vor allem gegen Ende des Langobardenreichs, die Unterscheidung zwischen Romanen und Langobarden immer weniger ausgeprägt, so dass am Ende fast alle Bewohner des Reiches Langobarden hießen.
Als ebenso unhaltbar wie die Annahme einer rein verwandtschaftlichen Grundlage des Zusammenhalts und der Zusammensetzung der Langobarden („Völkerwanderung“) erwies sich die vor allem in Italien lange verbreitete Vorstellung, die Kette „barbarischer Invasionen“ hätte gleichsam nur eine Unterbrechung der kulturellen Entwicklung zwischen dem Ende des Römerreiches und dem Hochmittelalter bedeutet.