Liurai

Boaventura, Liurai von Manufahi

Liurai (Liuriai; auf Bunak: Lamak;[1] auf Kemak: Koronel bote; auch: Usif, Atupas[2]) ist der traditionelle Titel eines Herrschers auf Timor. Er bedeutet etwa „aus der Erde hervorragend“. Das Herrschaftsgebiet eines Liurais wurde rai (Tetum für Land, Region, Erde) genannt. Aufgrund des ähnlichen portugiesischen Wortes rei für König wurden die Herrschaftsgebiete als Reino (portugiesisch für Königreich) bezeichnet. Andere europäische Sprachen übernahmen diese Bedeutung, weswegen man Liurais nun als Kleinkönige beschreibt. Im Holländischen verwendet man raj oder raja. Allerdings waren die Reiche der Liurais keine isolierten, homogenen, soziokulturellen Gebilde, was ein Reich im eigentlichen Sinne ausmacht.[3] In neueren Veröffentlichungen wird die Beschreibung als Kleinkönige von einigen Autoren als „aus Europa eingeführt“ abgelehnt.[4]

  1. Katharine Davidson: The Portuguese colonisation of Timor: the final stage, 1850-1912, S. 113, Sydney 1994.
  2. Hans Hägerdal: Rebellions or factionalism? Timorese forms of resistance in an early colonial context, 1650–1769. In: Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde. Bd. 163, Nr. 1, 2007, ISSN 0006-2294, S. 1–33, JSTOR:27868341.
  3. Monika Schlicher: Portugal in Ost-Timor. Eine kritische Untersuchung zur portugiesischen Kolonialgeschichte in Ost-Timor. 1850 bis 1912 (= Abera Network. Asia Pacific. Bd. 4). Abera, Hamburg 1996, ISBN 3-931567-08-7, (zugleich: Heidelberg, Universität, Dissertation, 1994).
  4. Douglas Kammen: Fragments of utopia: Popular yearnings in East Timor. In: Journal of Southeast Asian Studies. Bd. 40, Nr. 2, 2009, S. 385–408, JSTOR:27751568, doi:10.1017/S0022463409000216.

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