Das Liuthar-Evangeliar, auch Evangeliar Ottos III. oder Ottonisches Evangeliar, ist eines der Hauptwerke ottonischer Buchmalerei. Die nach einem Mönch Liuthar benannte Handschrift entstand vermutlich um das Jahr 1000 im Auftrag Ottos III. im Kloster Reichenau und ist namensgebend für die sogenannte Liuthar-Gruppe der Reichenauer Buchmalerei, der auch das Münchner Evangeliar Ottos III., das Perikopenbuch Heinrichs II. und die Bamberger Apokalypse zugezählt werden. Eine epochale Neuerung in der abendländischen Buchmalerei ist die Darstellung aller Bilder auf Goldgrund.
Heute befindet sich das Evangeliar in der Aachener Domschatzkammer (Inv.-Nr. 25) und stellt neben dem Schatzkammer-Evangeliar aus karolingischer Zeit eine der zwei besonders bedeutsamen und wertvollen mittelalterlichen Handschriften der Sammlung dar. Zusammen mit neun weiteren Werken der Reichenauer Schule wurde das Manuskript 2003 von der UNESCO in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen.