Lukas (Evangelist)

Die Inspiration des hl. Lukas, Innenflügel des Lukasaltares des Hermen Rode, Lübeck (1484)
Statue des hl. Lukas in der Stiftskirche in Baden-Baden

Als der Evangelist Lukas (altgriechisch Λουκᾶς Loukãs) wird traditionell der Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte im Neuen Testament bezeichnet. Er trägt einen auch epigraphisch gut belegten Namen, eine Koseform von Lucius.[1] Im Kol 4,14 EU wird ein Arzt namens Lukas erwähnt, den die altkirchliche Tradition mit dem Evangelisten identifiziert hat. Die Abfassungszeit des Lukasevangeliums ist umstritten. Einige Forscher nehmen die Jahre 60–65, andere die Jahre 80–85 an.

Sprachliche und theologische Ähnlichkeiten sowie Querverweise zwischen dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte verweisen darauf, dass sie vom selben Autor stammen.[2] Man zählt das Lukasevangelium zu den drei Synoptischen Evangelien. Das zweiteilige Geschichtswerk[3] wendet sich insbesondere an hellenistische Leser.

Gemäß den Kirchenvätern Irenäus, Eusebius und Hieronymus wie auch dem Kanon Muratori war der Evangelist Lukas der gleichnamige Mitarbeiter des hl. Paulus (Phlm 24 EU), der in Kol 4,14 EU als „geliebter Arzt“ bezeichnet wird und der bei einigen Reisen des Apostels Paulus dabei war (2 Tim 4,11 EU). Die Tradition vom Paulusbegleiter Lukas als dem Verfasser des Lukasevangeliums war in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts verbreitet.[4]

Dieselben Kirchenväter berichten, dass Lukas aus Antiochia in Syrien gestammt habe. Einige Exegeten sind überzeugt, dass diese Aussagen der Historie entsprechen, und sehen diese These unter anderem auch durch den von Anfang an vorhandenen Titel „Evangelium nach Lukas“ belegt.[5]

Die neuere Forschung geht jedoch mehrheitlich davon aus, dass der Autor des Doppelwerkes des Lukas und der Begleiter des Paulus von Tarsus nicht dieselbe Person waren.[6][7] Dafür gibt es Anhaltspunkte; so übernimmt beispielsweise der Autor nirgends die spezifische Theologie des Paulus in seine Schriften und die Erwähnung des Namens des Paulusbegleiters wird nie mit dem Doppelwerk verbunden. Auch berichtet die Apostelgeschichte andere Details aus dem Leben des Paulus, als Paulus selbst sie in seinen Briefen angibt.[8]

Lukas wird vereinzelt als einer der siebzig Jünger bzw. Apostel angesehen, die Jesus Christus aussandte (Lk 10,1–16 EU), oder als einer der Emmausjünger (Lk 24,13–35 EU). Dieser Auffassung widerspricht jedoch der Prolog des Lukasevangeliums, wo er sich ausdrücklich nicht zu den Augenzeugen zählt (Lk 1,1–4 EU).

Der Überlieferung zufolge soll Lukas um das Jahr 63 im Alter von 84 Jahren als Bischof von Theben gestorben sein; ob er auch das Martyrium erlitt, ist hingegen ungewiss.[9] Sein legendäres Grab wird in Ephesos lokalisiert (Lukasgrab).

  1. Walter Bauer: Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, hrsg. von Kurt und Barbara Aland, Walter de Gruyter, 6. völlig neu bearbeitete Auflage Berlin / New York 1988, Sp. 974.
  2. Udo Schnelle: The History and Theology of the New Testament Writings, S. 259.
  3. Claus Westermann: Abriß der Bibelkunde. Berlin + Altenburg 1981, S. 172 spricht von den zwei Teilen eines „Geschichtswerkes“.
  4. Udo Schnelle: Einleitung in das Neue Testament. Göttingen 1996, S. 281f.
  5. Martin Hengel: Die vier Evangelien und das eine Evangelium von Jesus Christus: Studien zu ihrer Sammlung und Entstehung. Tübingen 2008, S. 62, 172–179.
  6. Raymond E. Brown: Introduction to the New Testament. Doubleday, New York 1997, ISBN 0-385-24767-2, S. 267–8.
  7. Thomas Söding: Lukasevangelium und Apostelgeschichte 1. Entstehungsverhältnisse. Abgerufen am 1. Mai 2018 Archivierte Kopie (Memento vom 1. Mai 2018 im Internet Archive)
  8. Wolfgang Stegemann: Lukas. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 491–492.
  9. http://www.katholisch.de/glaube/unsere-vorbilder/treuer-begleiter-und-wunderbarer-schriftsteller

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