Margarete von Anjou (* 23. März oder 24. März 1430 in Pont-à-Mousson oder Nancy; † 25. August 1482 in Dampierre-sur-Loire bei Saumur[1]) war von 1445 bis 1461 und von 1470 bis 1471 Königin von England. Sie war das vierte das Kleinkindalter überlebende Kind und die zweite Tochter von René von Anjou, dem späteren König von Neapel und Titularkönig von Jerusalem, und von Isabella von Lothringen. 1445 wurde sie mit Heinrich VI., König von England verheiratet. Die französische Rückeroberung der Normandie (1450) in der Spätphase des Hundertjährigen Kriegs kostete sie in England viele Sympathien. Entgegen ihrem Wunsch, der 1453 ausgebrochenen Geisteskrankheit ihres Gatten wegen, die Regentschaft zu übernehmen, wurde Richard Plantagenet, 3. Duke of York Protektor des Reichs. Nach dem Ausbruch der Rosenkriege (1455) spielte sie als führende Vertreterin des Hauses Lancaster eine wichtige Rolle in den von 1459 bis 1461 andauernden Kämpfen. In der Schlacht von Towton (29. März 1461) erlitt ihre Partei eine schwere Niederlage. Mit Unterstützung von Richard Neville, 16. Earl of Warwick gelangte Eduard IV. auf den Thron. Margarete floh nach Frankreich, konnte aber nach ihrer Aussöhnung mit Warwick, der sich mit Eduard IV. entzweit und diesen gestürzt hatte, im April 1471 mit einem Invasionsheer nach England zurückkehren. Bereits einen Monat später wurde ihre Armee jedoch in der Schlacht von Tewkesbury schwer geschlagen. Ihr Sohn Edward fand dabei den Tod, ihr Gatte wurde im Tower of London ermordet und sie selbst geriet in Gefangenschaft. Erst 1476 durfte sie sich in ihre Heimat Frankreich begeben, wo sie sechs Jahre später starb.
Margarete gehört zu den meistkritisierten englischen Königinnen, die im Mittelalter lebten. Diesen Tadel übten bereits Zeitgenossen, aber auch spätere Historiker. Im Zuge der Machtkämpfe am englischen Königshof verbreiteten politische Gegner bereits bösartige Gerüchte über sie, als sie noch eine junge Königin war. So wurde behauptet, dass ihr Sohn, der kleine Prinz Edward, nicht der Sohn Heinrichs VI. sei. Zur Legitimierung seiner Dynastie ließ König Eduard IV. seine Vorgänger aus der Lancaster-Dynastie in düsteren Farben malen; dabei wurde Margarete als die eigentliche Triebfeder für den Ausbruch der Rosenkriege hingestellt. Nach dieser Propaganda sei sie eine skrupellose, machthungrige und rachsüchtige Königin gewesen. Dieses Bild verfestigte Shakespeare für die folgenden Jahrhunderte; es wirkte bis ins 20. Jahrhundert auf Historiker und Biographen Margaretes ein. Dagegen stellten sie viele französische Autoren als tragische Heldin dar.[2]