Milawata-Brief

Der sogenannte Milawata-Brief (auch Millawata-Brief; CTH 182; KUB 19.55 + KUB 48.90 + KBo 18.117) ist ein stark fragmentierter Brief, der in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts v. Chr. von einem hethitischen Großkönig, sehr wahrscheinlich Tudhalija IV., verfasst wurde. Adressat war ein untergebener Herrscher in Westanatolien, dessen Name sich nicht erhalten hat. Der Brief ist benannt nach der in dem Brief erwähnten Stadt Milawata (= Millawanda, sehr wahrscheinlich Milet), deren Grenzen im Einvernehmen zwischen Absender und Empfänger neu festgelegt worden waren. Anlass des Schreibens scheint vor allem die geplante Rückführung des gestürzten Walmu auf den Thron des hethitischen Vasallenstaats Wiluša zu sein. Der Brief wird in der Forschung als eine der wichtigsten Quellen für die politische Situation des damaligen Westanatolien angesehen. Der in Hethitisch verfasste Brief ist jünger als drei weitere sehr bekannte Dokumente aus den königlichen Archiven von Ḫattuša, die sich mit Themen und Personen befassen, die mit denen im Milawata-Brief identisch sind oder mit ihnen verbunden werden können: der Alaksandu-Vertrag, der Manapa-Tarḫunta-Brief und der Tawagalawa-Brief. Die derzeit wohl vorherrschende Meinung hält Tarkasnawa von Mira für den wahrscheinlichsten der denkbaren Empfänger, jedoch wird auch oft vertreten, dass der Empfänger in Milawata saß. Einige Wissenschaftler legen sich diesbezüglich nicht fest. Dem Text sind Informationen zu bedeutsamen Entwicklungen und einschneidenden Veränderungen zu entnehmen, die sich während der Spätphase des hethitschen Großreichs im Westen Kleinasiens ereigneten.

Obwohl das Land Aḫḫijawa im erhaltenen Text nicht erwähnt wird, zählt der Brief traditionell zu den sogenannten Aḫḫijawa-Texten. So ist ihm als AHT 5 auch ein eigenes Kapitel in Beckman–Bryce–Cline The Ahhiyawa Texts gewidmet.[1] Grund dafür ist vor allem die Erwähnung der Stadt Milawata, die lange unter Oberhoheit von Aḫḫijawa stand, aber auch die Erwähnungen von Pijamaradu und Wiluša, die auch in Texten vorkommen, in denen Aḫḫijawa eine wichtige Rolle spielt.[2]

  1. Gary M. Beckman, Trevor R. Bryce, Eric H. Cline: The Ahhiyawa Texts (= Writings from the Ancient World 28). Society of Biblical Literature, Atlanta 2011, S. 123–131
  2. Gary M. Beckman, Trevor R. Bryce, Eric H. Cline: The Ahhiyawa Texts (= Writings from the Ancient World 28). Society of Biblical Literature, Atlanta 2011, S. 123

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