Muchannath (arabisch مُخَنَّث, DMG Muḫanaṯ ‚Effeminierte‘, pl. مُخَنَّثون Muḫanaṯūn) ist ein historischer Begriff aus der vor- und frühislamischen Zeit, der für biologisch männliche Personen benutzt wurde, die auch männlich sozialisiert waren, aber ein weibliches Auftreten hatten. Der Begriff geht auf die arabische Wurzel ḫ - n - ṯ zurück, die Hermaphrodit bedeutet und auf soziale wie physische Merkmale beider Geschlechter verweist.[1] Er ist jedoch nicht mit einem modernen Verständnis von Transsexualität gleichzusetzen.[2] Der Begriff zeigt, wie muslimische Gesellschaft und deren Rechtsgelehrten Menschen, die nicht in das binäre Geschlechtssystem passen, versuchte begrifflich einzuordnen.
Muchannathūn waren während der ersten (vier) Kalifen und der ersten Hälfte der Umayyaden-Ära meist in Musik und Unterhaltung tätig. Dabei handelte es sich um einen Bereich, der zu dieser Zeit exklusiv den Frauen zugesprochen wurde.[3][4][5] Zu ihrer Existenz lassen sich einige Stellen in Hadithen und in Anekdoten finden. Im Koran selbst findet sich keine direkte Erwähnung. Muchannathūn bewegten sich zwischen den etablierten Geschlechterrollen und trugen dazu bei, vorislamische Werte beizubehalten und trotzdem die strikte Geschlechtertrennung zu umgehen.[5] Später wurde der Begriff jedoch oft mit Homosexualität gleichgesetzt, wobei er vor allem mit dem passiven Part bei homosexuellen Sexualpraktiken assoziiert.[6]