Oikeiosis

Oikeiosis (altgriechisch οἰκείωσις, von οἰκειοῦν oikeioun „zu eigen machen, zum Freund machen, befreunden“), deutsch etwa „Zueignung“ oder „Selbsterhaltungstrieb“, ist ein Grundbegriff der Philosophie der antiken Philosophenschule der Stoa.

Oikeiosis wird gemeinhin verstanden als ein „Prozeß, durch den ein Lebewesen schrittweise seiner selbst inne und dadurch mit sich selbst vertraut und einig wird“[1]. „Die Relation des geneigten Gerichtetseins auf sein eigenes Sein wird nicht konstituiert durch eigene Zwecksetzung oder Wahl – es ist aller Erfahrung und jedem Entschluß vorgeordnet –, sondern wird gestiftet durch die schöpferische Universalnatur“[2]. Die Oikeiosislehre dient der Begründung der stoischen Ethik. Tugend heißt für die Stoa, mit rechter Vernunft der eigenen und der universalen Natur entsprechend zu leben. Durch ein „derartiges Leben, durch das die Menschen […] ihre artspezifische Natur erfüllen und vollenden […] [können sie] eben dadurch unter allen Wesen im Kosmos den größten Beitrag zu der besten Selbstbewahrung und Selbstgestaltung der kosmischen Natur leisten“[3].

Zu den wichtigsten Quellen des Oikeiosis-Konzepts gehören Schriften Ciceros (besonders De finibus bonorum et malorum), Diogenes Laertius’ und Hierokles’. Der Begriff traf mit Beginn der Neuzeit im Rahmen der Neurezeption der Stoa auf gesteigertes Interesse (z. B. im Rahmen aufkommender Konzepte von „Selbsterhaltung“).

  1. M. Forschner 1993, 51.
  2. Maximilian Forschner 1981,1995.
  3. Chang-Uh Lee, 2002, S. 39.

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