Papageienschaukel (auch Stalinschaukel[1], heute auch Grillhähnchen[2]) bezeichnet eine Methode der Fesselung zu Folterzwecken, bei der die betreffende Person mit den Kniekehlen kopfüber an einer Stange aufgehängt wird und die Handgelenke vor den Schienbeinen, an die Fußgelenke oder an die Stange gefesselt werden.
Der Begriff stammt aus Brasilien (dort pau de arara genannt) und bezieht sich darauf, dass die Stange im Papageienkäfig den einzigen Halt für den Vogel darstellt. Verliert er das Gleichgewicht, hängt er kopfüber.[3]
Diese Methode wurde und wird in vielen Ländern angewendet, da keine sichtbaren Spuren am Körper der betreffenden Person zurückbleiben und das notwendige Gerät überall verfügbar oder mit geringem Aufwand herzustellen ist. Es wird jeweils eine Querstange verwendet, die ähnlich einem Reck oder einer Teppichstange befestigt wird oder auch wie ein Trapez aufgehängt werden kann. Der Zug des Körpergewichts in die Kniekehlen führt nach kurzer Zeit zu einsetzenden und sich steigernden Schmerzen. Durch die Körperhaltung, in welche die betreffende Person gezwungen wird, ist diese vollständig bewegungsunfähig und wehrlos, was bereits zu einer Ängstigung und Demütigung führt. Die Gefangenen sind hierbei zumeist entkleidet, was ihre Empfindung von Machtlosigkeit und Verletzlichkeit steigert und sie zusätzlich demütigt. Häufig werden ihnen auch die Augen verbunden, was zu einer räumlichen Desorientierung führt.
↑Konrad Morgen: Tonbandmitschnitte des Auschwitz-Prozesses (1963–1965), 25. Verhandlungstag. In: https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/.Fritz Bauer Institut für Geschichte und Wirkung des Holocaust, 9. März 1964, abgerufen am 26. Dezember 2021: „Das, was mich zunächst am furchtbarsten traf, das war die sogenannte Stalin-Schaukel. Sie haben sie hier in dem Prozess, wie ich Zeitungsmeldungen entnehme, als »Boger-Schaukel« geschildert bekommen. Und damals im SS-Jargon hieß sie die »Stalin-Schaukel«. Und dieses Verfahren der staatspolizeilichen Kriminaluntersuchung, das ja nun selbst die Schreckenstorturen mittelalterlicher Folterkammern in den Schatten stellte, das war ja auch nicht durch den Erlaß über »Verschärfte Vernehmungen« von Häftlingen in staatspolitisch wichtigen Angelegenheiten gedeckt. (...) Und diese »verschärften Vernehmungen« auf dieser »Stalin-Boger-Schaukel« [betrachte ich juristisch] als Amtsverbrechen, Aussageerpressung, schwere Körperverletzung im Amt. Ich habe dann Grabner sofort festnehmen lassen. Darauf wurde ich zum Chef der Geheimen Staatspolizei, dem SS-Gruppenführer Müller, zum Rapport ins Reichssicherheitshauptamt bestellt.“
↑Sarah Mersch: Tunesien will mehr als 50 Jahre Folter und Unterdrückung aufarbeiten – wieso sich das Land dabei so schwertut. Eine Wahrheitskommission hat mehr als zweihundert besonders schwere Fälle von Menschenrechtsverletzungen vor Sondergerichtshöfe gebracht. Doch der Prozess kommt nur schleppend voran. In: NZZ. 26. Februar 2021, abgerufen am 26. Februar 2021: „Das in Tunesien berüchtigte «Grillhähnchen», bei dem Gefangene nackt an einer Stange aufgehängt und auf die Fusssohlen geschlagen werden, sei noch das Harmloseste gewesen, erzählt er. Dazu seien Schläge auf Kopf und Hoden gekommen (...).“