Die Patholinguistik (altgriechisch πάθος pathos, deutsch ‚Leid‘) oder Sprachpathologie ist eine von Günter Peuser 1978 vorgeschlagene Bezeichnung für eine linguistische Teildisziplin, die das gesamte Gebiet der Sprach-, Stimm- und Sprechstörungen aus linguistischer Perspektive umfassen soll.[1]
Gegenstand der Patholinguistik ist die gestörte Sprache, die ein Gebiet darstellt, auf dem mehrere Disziplinen wie die Neurologie, Phoniatrie, Psychologie und Pädagogik seit langem tätig sind. Daher ist es der Patholinguistik möglich, von den Ergebnissen dieser Forschungsgebiete auszugehen.
Von gestörter Sprache spricht man, wenn ein Kommunikationspartner bei einem Sprecher bzw. Schreiber (Hörer bzw. Leser) der gleichen Sprachgemeinschaft ein Verhalten wahrnimmt, das von den Normen und Varietäten der Gemeinschaft abweicht.
Die Patholinguistik hat das Ziel, das gesamte Gebiet der Sprachstörungen anhand von linguistischen Fallbeschreibungen aufzuarbeiten, und zwar unbeschadet der jeweiligen medizinischen, psychologischen oder pädagogischen Zuständigkeiten.[2]
Gestörte Sprache umfasst damit in der Sicht der Patholinguistik sämtliche Störungen der Erwachsenen- und Kindersprache wie Schizophasie, Aphasie, Dysarthrie, Legasthenie, Rhinolalie, Sigmatismus etc. Man unterscheidet zunächst einmal zwischen Störungen der erworbenen Sprache (vollständiger oder partieller Verlust der Fähigkeit, die Sprache gemäß den gemeinen Normen zu gebrauchen) und Störungen des Spracherwerbs (Unfähigkeit eines Kindes, gemäß den Normen zu sprechen). Erstere, die Störungen des Sprachbesitzes, werden zudem noch einmal nach der Art der Verursachung (organisch oder nicht-organisch) unterschieden.[3]
Im Sinne von Kauschke und Siegmüller beinhaltet der Patholinguistische Ansatz verschiedene Prinzipien: