Pietro I. Candiano

Das Wappen des „Pietro Candiano“, wie man es sich im 17. Jahrhundert vorstellte. Bei den Wappen frühmittelalterlicher Dogen handelt sich um bloße Rückprojektionen sehr viel jüngerer Familienwappen. Die Heraldik setzte erst im 3. Viertel des 12. Jahrhunderts ein. Später wurden auch Wappen an die frühen Dogen vergeben, die nie ein Wappen geführt hatten („fanta-araldica“); dies diente dazu, die Familien dieser Epoche mit möglichst frühen Dogen in ein verwandtschaftliches Verhältnis zu setzen, was ihnen Ansehen sowie politischen und gesellschaftlichen Einfluss verschaffte. Es wurden also die Wappen der sehr viel späteren Nachfahren dieser Dogen auf die angeblichen oder tatsächlichen Mitglieder der (angeblich) seit 697 in Venedig herrschenden Familien zurückprojiziert.[1]

Pietro I. Candiano, in den zeitnahen Quellen Petrus Candianus oder Piero (* um 842; † 18. September 887 bei Tučepi, Kroatien), war nach der historiographischen Tradition, wie die staatlich gesteuerte Geschichtsschreibung Venedigs genannt wurde, der 16. Doge der Republik Venedig. Er herrschte kaum fünf Monate, nämlich vom 17. April 887 bis zum 18. September desselben Jahres, und starb im Alter von 45 Jahren.

Das Ende der Particiaco-Dynastie hatte zur Folge gehabt, dass es der amtierende Doge der Volksversammlung überlassen hatte, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Als erstem Dogen wurden Petrus, getrennt von der Wahl durch die Volksversammlung, die Machtinsignien persönlich überreicht, nämlich Schwert, Szepter und Dogenstuhl. Er war zudem der erste Doge, der in einer militärischen Auseinandersetzung außerhalb des venezianischen Territoriums ums Leben kam, wobei es sich hierbei um eine Landschlacht gegen die Slawen an der Neretva handelte, die in der venezianischen Geschichtsschreibung als bloße Piraten dargestellt werden. Diese störten möglicherweise den sich langsam intensivierenden Handel Venedigs in der Adria.

  1. „Il presupposto di continuità genealogica su cui si basava la trasmissione del potere in area veneziana ha portato come conseguenza la già accennata attribuzione ai dogi più antichi di stemmi coerenti con quelli realmente usati dai loro discendenti.“ (Maurizio Carlo Alberto Gorra: Sugli stemmi di alcune famiglie di Dogi prearaldici, in: Notiziario dell'associazione nobiliare regionale veneta. Rivista di studi storici, n. s. 8 (2016) 35–68, hier: S. 41).

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