Pumapunku

Die Ruinen von Pumapunku
Computergestützte Rekonstruktion von Alexei Vranich: Zu sehen ist der gesamte aus etwa 150 separaten standardisierten Andesit-Monolithen nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzte Monumentalkomplex von Pumapunku. Sowohl die perfekt horizontal vermauerten Andesit-Aufbauten als auch die vier Fundamentplatten aus Sandstein (die jeweils mehr als 130 Tonnen wiegen) wurden mit Krampen aus einer einzigartigen Kupfer-Arsen-Nickel-Bronze-Legierung zusammengehalten. Zu sehen ist zudem, dass am vordersten Tor Andesitblöcke mit der weltweit einzigartigen Technik der „versteckte Krampen“ befestigt und gestapelt wurden, wodurch sich eine verlängerte Wand ergab.

Pumapunku, auch Puma Punku (Aymara und Quechua für „Tor des Puma“), ist ein strategisch ausgerichteter, vollständig künstlich angelegter, terrassierter Plattformhügel in Bolivien, der ein labyrinthisches System von Monumentalkanälen beherbergt und auf dem sich unter anderem eine – heute in Ruinen liegende – Monumentalstruktur sowie ein abgesenkter Hof befinden.

Pumapunku ist Bestandteil des Pumapunku-Komplexes, einer Anordnung auf den Pumapunku-Plattformhügel zentrierter Plätze und Rampen. Gebietsuntersuchungen mit einer Drohne ergaben, dass der Pumapunku-Komplex eine Fläche von siebzehn Hektar umfasst, was dreimal so groß ist wie die der Cheops-Pyramide.[1]

Pumapunku ist Teil der archäologischen Fundstätte Tiwanaku nahe der gleichnamigen Ortschaft im Westen Boliviens. Tiwanaku liegt 3.850 Meter über dem Meeresspiegel in der Hochebene des Altiplano nahe dem Titicacasee. Innerhalb von Tiwanaku liegt Pumapunku südöstlich seiner Zwillingskonstruktion Akapana.

Pumapunku ist mit einem weiten Vorplatz im Osten assoziiert. Der Monumentalkomplex besteht aus zwei Basisstrukturen: einem Fundament aus vier Sandsteinplatten (von denen jede etwa 100 Tonnen wiegt), deren Fragmente jeweils mit Metall-Krampen zusammengehalten wurden, und mehr als 150 separaten Andesitblöcken, die puzzleartig zu Aufbauten gefügt und ebenfalls mit Metall-Krampen fixiert sind. Die Gebäude, die einst auf den Fundamentplatten standen, wurden durch Schatzsucher und Plünderer zerstört, sodass heute keiner der Blöcke mehr an seiner ursprünglichen Position steht. Weitere Andesit-Blöcke sind in der Landschaft verstreut, befinden sich noch unter der Erde oder sind im örtlichen Museum ausgestellt.[2]

Da einige Andesitblöcke und Fundamentplatten einen unfertigen Zustand zeigen, gehen Architekturhistoriker und Archäologen davon aus, dass die Monumentalkonstruktion auf dem terrassierten Plattformhügel nie vollendet wurde.

Das häufigste Wort in der Beschreibung dieser komplexen Ruine ist laut dem Archäologen Alexei Vranich „unvorstellbar“ (inconceivable).[3] Nach Alan Kolata sei Pumapunku – obwohl es praktisch völlig zerstört ist – eines der schönsten und architektonisch komplexesten Bauwerke der Anden­welt.[4]

Schon früh wurde Pumapunku als die bemerkenswerteste Konstruktion in der gesamten präkolumbischen Ära bezeichnet.[5] Einige technische und architektonische Merkmale der Tiwanaku-Architektur gelten als weltweit einzigartige Erfindungen, ohne bekannte Vorläufer zu haben. Auch der Komplex an sich stellt eine bemerkenswerte Innovation dar, für die sich weder Vorläufer noch Nachahmer finden.[6] Laut Alexei Vranich liegt mittlerweile ein bestätigtes und gut erhaltenes Analogon vor (siehe #Atlantis- und Ufo-Enthusiasten).

  1. Lucía Iglesias Kuntz: The secrets of Tiwanaku, revealed by a drone. UNESCO Courier: Many Voices, One World, 2018, abgerufen am 7. Januar 2023 (en).
  2. Alexei Vranich: Reconstructing ancient architecture at Tiwanaku, Bolivia: the potential and promise of 3D printing. S. 15.
  3. Alexei Vranich: Reconstructing ancient architecture at Tiwanaku, Bolivia: the potential and promise of 3D printing., S. 1.
  4. Alan Kolata: The Tiwanaku: portrait of an Andean civilization. Blackwell, Cambridge 1993, ISBN 1-55786-183-8, S. 99.
  5. Alexei Vranich et al.: Advances in Titicaca Basin Archaeology-III. Museum of Anthropology, University of Michigan (2012), S. 129
  6. Helaine Silverman, William H. Isbell: Andean Archaeology II: Art, Landscape, and Society. Springer, 2015, S. 221.

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