Unter Reproduktionstechnik in der Druckvorstufe sind fotografische, fotomechanische und elektromechanische Verfahren zu verstehen, die sich mit der Aufbereitung von Bildvorlagen (Zeichnungen, Fotografien, Gemälde, Grafiken u. a.) befassen, die zur Herstellung von Druckformen für die verschiedenen Druckverfahren benötigt werden[1]. Bei der Aufbereitung der Bildvorlagen sorgt die Reproduktionstechnik für die Umsetzung kontinuierlicher Tonwertläufe unterschiedlicher Helligkeiten in diskontinuierliche, binäre Druckelemente, die, je nach Druckverfahren, als autotypische Rasterpunkte (Hochdruck, Offsetdruck, Siebdruck) oder als konventionelle, halbautotypische oder vollautotypische Rasternäpfchen (Tiefdruck) bezeichnet werden. Im Unterschied zur Reproduktionsgrafik, zu der u. a. Holzstich, Kupferstich, Radierung, Stahlstich und Lithografie gehören[2], nutzt die fotografische und fotomechanische Reproduktionstechnik Reprokamera, Kontaktkopiergerät, lichtempfindliche Reprofilme oder direkt mit lichtempfindlicher Schicht versehene Stein- oder Metallplatten[3]. Die Reprodutionsgrafik gehört zu den Verfahren der künstlerischen, manuellen Druckgrafik, bei der die Umsetzung der kontinuierlichen Tonwerte von Zeichnungen, Gemälden oder Fotografien, je nach Druckverfahren, manuell in Schraffuren, Lineaturen oder Punkten erfolgt.
Die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zum Einsatz kommenden elektromechanischen Verfahren der Reproduktionstechnik nutzen Geräte, welche die kontinuierlichen Tonwerte der Vorlage linienweise und punktuell mit Licht abtastet. Die abgetasteten Lichtsignale werden vom optoelektronischen Sensor, analog zur Stärke ihrer Intensität, in analoge elektrische Impulse gewandelt. Diese Impulse steuern bei der Ausgabe eine Graviereinheit zur Gravur einer Druckform oder eine Lichtquelle zur Aufzeichnung auf einem lichtempfindlichen Filmmaterial. Für die Abtastung kommen seit Mitte des 20. Jahrhunderts Trommelscanner mit Abtast- und Aufzeichnungseinheit zum Einsatz, die entweder über Zwischenschaltung eines Kontaktrasters oder, ab den 70er Jahren, über eine elektronische Rechnereinheit mit Lasertechnik verfügen, um die Umsetzung der kontinuierlichen Tonwerte der Vorlage in die autotypischen Rasterpunkte technisch zu realisieren.
Mit der Digitalisierung der Printproduktion seit den 80er Jahren können die analogen elektrischen Abtastwerte vor ihrer Ausgabe in einen binären Code aus Dualzahlen in Pixel gewandelt und mittels Zwischenschaltung eines EBV-Systems (Elektronische Bildverarbeitung) auf Großrechnerbasis (Mainframe) digital gespeichert und unter Bildschirmkontrolle vor ihrer Ausgabe bearbeitet werden.[4]
Mit dem Beginn der 90er Jahre haben Apple-Mac und PCs über die Zwischenschaltung eines RIPs (Rasterimage-Prozessor) in der digitalen Reproduktionstechnik nicht nur die Wandlung der digitalen Pixel in die autotypischen Rasterpunkte übernommen, sondern ermöglichen auch die gemeinsame Aufbereitung digitaler Grafik- und Textdaten. Seither spricht man vom Desktop-Publishing (DTP), bei dem die elektronische Reproduktionstechnik mit der Satztechnik und der Grafikerzeugung auf einem Apple-Mac oder Windows-PC mit Layout-, Bildbearbeitungs- und Grafikprogrammen zusammengewachsen sind.
In den vergangenen vierzig Jahren hat sich die Reproduktionstechnik schneller entwickelt als in den hundert Jahren davor. Wer in den 1950er Jahren in einem der begehrten und gut bezahlten Berufe als Schriftsetzer, Chemigraf oder Lithograf ausgebildet wurde, galt als Handwerker. Heute arbeiten dort Fachkräfte, vermehrt auch Frauen, mit besonderen Kenntnissen in der Bildverarbeitung. Der Ausbildungsberuf heißt Mediengestalter für Digital- und Printmedien.