Satanische Verse ist die Bezeichnung für eine Episode in der Biographie bzw. Legende des Religionsstifters und islamischen Propheten Mohammed, die mit der frühmekkanischen 53. Sure „Der Stern“ (an-Nadschm) im Koran zusammenhängt. Dort geht es in den Versen 19 bis 25 um die in der Kaaba in Mekka verehrten alten Gottheiten. In den „satanischen Versen“ werden die heidnischen (polytheistischen) Mekkaner gefragt, ob sie es nicht sonderbar fänden, dass Gott nur Töchter haben möchte, wo doch Mekkaner erst nach der Geburt von Söhnen zufrieden seien.[1] Nach einer Überlieferung, die der Biograph Ibn Saʿd[2] in sein Kitāb aṭ-Ṭabaqāt sowie der Korankommentator und Historiker at-Tabarī in seine Chronik und seinen Korankommentar aufgenommen haben,[3] erlaubte der als Gesandter eines einzigen Gottes geltende Mohammed, die Göttinnen al-Lāt, al-ʿUzzā und Manāt um Fürsprache anzurufen, widerrief die entsprechenden Verse (welche in einer früheren Koranversion zwischen den heutigen Versen 53:20 und 53:21 niedergeschrieben gewesen sein könnten[4]) jedoch bald, worauf gelegentlich die angeblich daraufhin offenbarte Sure 22 (Vers 52 f.)[5] bezogen wird. Den Ausdruck „Satanische Verse“ prägte William Muir, in arabischen Chroniken und in Korankommentaren wird die Episode als قصة الغرانيق / qiṣṣat al-ġarānīq / ‚Kranichbericht‘ oder auch als die „untergeschobenen Verse“ bezeichnet.