Schachblindheit

Schachblindheit[1] bezeichnet im Schach das Übersehen einer offensichtlichen, unmittelbaren Drohung des Gegners. Dies kann zum Beispiel eine Mattdrohung oder ein Figurenverlust sein, der meist zum sofortigen Verlust führt, es sei denn, beide Spieler sind schachblind. Es gibt auch Fälle, in denen eine Partie aufgegeben wird, obwohl die Lage keineswegs hoffnungslos ist. Begünstigt wird das Auftreten der Schachblindheit durch Zeitnot.

Wenn Züge unabsichtlich in der Reihenfolge vertauscht werden, spricht man umgangssprachlich auch von einem Fingerfehler.

Mit den kognitiv-psychologischen Ursachen der Schachblindheit beschäftigt sich die Schachpsychologie.

Der Arzt und Schachgroßmeister Siegbert Tarrasch bezeichnete die Schachblindheit in seinem Werk Die moderne Schachpartie[2] auch als Amaurosis scachistica. Während Jacques Mieses sie auf Ermüdung des Gehirns zurückführt, vermutet Tarrasch hochgradige Erregung als Ursache, die dazu führt, dass aufgrund übermäßiger Konzentration offensichtliche Stellungsmerkmale nicht mehr wahrgenommen werden.

Schachblindheit kommt bei Spielern jeder Spielstärke vor, lediglich Schachprogramme sind dagegen gefeit, weil sie im Rahmen ihres Rechenhorizonts keine offensichtlichen taktischen Fehler machen. Allerdings sind bei guten menschlichen Spielern extreme Fälle von Schachblindheit ebenfalls selten.

Schachblindheit darf nicht verwechselt werden mit dem Blindschach oder dem Blindenschach.

  1. Manfred van Fondern: Lexikon für Schachfreunde, Verlag C. J. Bucher, Luzern und Frankfurt/M., 1980, S. 246.
  2. Siegbert Tarrasch: Die moderne Schachpartie. 2. Auflage, Leipzig 1916. S. 452–455.

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