Die Ursprünge der organisierten Schweizer Frauenbewegung liegen in den lokalen Frauenvereinen, von denen sich viele im Laufe der politischen Kämpfe des 19. Jahrhunderts zusammenschlossen. Diese Vereine waren ursprünglich vor allem in den Bereichen der Fürsorge und der Erziehung engagiert. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen sie – in der Folge der ersten Totalrevision der Bundesverfassung 1874, in der die Frauen und ihre Forderungen ignoriert wurden – ernsthaft zu politisieren und sich in kantonalen und nationalen Dachverbänden zusammenzuschliessen, um ihre Kräfte zu bündeln. Die ersten nationalen Frauenverbände wurden vor allem von Frauen aus der bürgerlichen Bildungselite getragen und waren – aufgrund der mangelnden Basis im Volk – dementsprechend kurzlebig. Diese Verbände machten sich primär für die Gleichstellung der Geschlechter im Zivilrecht und im Arbeitsrecht stark, waren aber insgesamt in ihren Strukturen, Forderungen und Weltanschauungen sehr heterogen.
Die neue, autonome Frauenbewegung hingegen entstand aus den Jugend- und Studentenunruhen von 1968 heraus als Reaktion auf die Stagnation der Ersten Frauenbewegung einerseits und auf die wiederum männerdominierte Neue Linke andererseits. Die neuen Feministinnen kämpften nicht mehr für die Gleichberechtigung der Frauen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, sondern präsentierten auf der Basis feministischer Gesellschaftsanalysen von französischen und US-amerikanischen Theoretikerinnen eine radikale Kritik an der bestehenden Gesellschaft und schlugen neue Gesellschaftsmodelle vor.