Seelenloch

Das Seelenloch im Heidenstein

Als Seelenloch (französisch dalle hublot, englisch port-hole) bezeichnet Abraham Lissauer (1895) im Zusammenhang mit Funden der Lausitzer Kultur kreisrunde Löcher am Boden von Keramikgefäßen, die er als „Ein- und Ausgangsöffnung für die Seele des Verstorbenen“ deutet.[1] Heine-Geldern definiert den Begriff als „[…] die in den Verschlußsteinen so vieler Megalithgräber angebrachte Öffnung.“[2] Für Otto Höver waren Megalithgräber „wuchtschwere Bann-Gehäuse gegen die dämonische Macht des lebenden Leichnams und zugleich Sitze der abgeschiedenen Seelen, denen vorsorglich eine kleine Öffnung — das sog. Seelenloch — im Steingefüge belassen wurde, wo die anima heimlich ein- und ausschlüpfen konnte.“[3]

Die Bezeichnung wurde in Archäologie und Ethnologie verwendet, gilt jedoch als veraltet.

  1. Abraham Lissauer: Das Gräberfeld am Haideberg bei Dahnsdorf, Kreis Zauche-Belzig und „glockenförmige“ Gräber insbesondere. Ausserordentliche Sitzung vom 26. Januar 1895. In: Zeitschrift für Ethnologie. Band 27, 1895, S. 97–118, hier: S. 115.
  2. Robert Heine-Geldern: Die Megalithen Südostasiens und ihre Bedeutung für die Klärung der Megalithenfrage in Europa und Polynesien. In: Anthropos. Band 23, Nr. 1–2, 1928, S. 276.
  3. Otto Höver: Buchführung und Bilanz der Weltgeschichte in neuer Sicht: Zu Arnold J. Toynbees Deutung des frühzeitlichen Menschheitsgeschehens. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte. Band 2/3, 1949/1950, S. 254. JSTOR:23894388, abgerufen am 4. November 2015.

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