Situationslogik ist in der Handlungstheorie ein von Karl Popper vertretener Erklärungsansatz, der geschichtliche und soziale Vorgänge aus der Logik der Situation heraus verstehen will.
Es gibt in der Mikroökonomie bzw. in der neoklassischen Theorie eine gewisse Tradition, Entscheidungen von Wirtschaftssubjekten auf eine „Logik der Situation“ zurückzuführen.
„Wenn ich zum Beispiel feststelle, dass - unter bestimmten Bedingungen - die unmittelbaren Gewinne eines Betriebes ihr Maximum bei einem Ausstoß erreicht, bei dem die Grenzkosten gleich dem Grenzerlös sind (wobei der letztere bei vollkommener Konkurrenz gleich dem Preis ist), so lässt sich sagen, dass ich die Logik der Situation und ein Resultat zum Ausdruck bringe, das genauso wie eine Regel der allgemeinen Logik gültig ist, und zwar unabhängig davon, ob jemand danach handelt oder nicht.“[1]
Im Anschluss an diese Tradition ökonomischer Analyse sowie an Max Webers verstehende Soziologie weist Popper eine Begründung der Handlungstheorie durch psychologische Hypothesen ab.
„… dieser psychologische Teil der Erklärung ist sehr oft trivial im Vergleich zu der detaillierten Bestimmung seiner Handlungen durch das, was man die Logik der Situation nennen könnte. … Die Methode der Anwendung einer Situationslogik auf die Sozialwissenschaften beruht auf keiner psychologischen Annahme über die Rationalität (oder eine andere hervorstechende Eigenschaft) der 'menschlichen Natur'. Im Gegenteil: Wenn wir von 'rationalem Verhalten' oder 'irrationalem Verhalten' sprechen, so meinen wir damit ein Verhalten, das der Logik der Situation entspricht oder nicht. In der Tat setzt die psychologische Zerlegung einer Handlung in ihre Beweggründe - wie Max Weber gezeigt hat - voraus, daß wir schon einen Maßstab entwickelt haben, nach dem wir beurteilen können, was in der fraglichen Situation als rational zu gelten hat.“[2]
„Die 'Nullmethode' der Konstruktion rationaler Modelle ist keine psychologische, sondern eine logische Methode.“[3]