Slowakischer Nationalsozialismus (slowakisch: slovenský národný socializmus) ist neben dem Begriff völkische Slowakei (ľudové Slovensko) eine der beiden Bezeichnungen für die Staatsideologie des Slowakischen Staates, wie sie von 1940 bis 1945 von der Einparteiendiktatur der Ludaken entwickelt und vertreten wurde. Anders als der Name impliziert, handelt es sich beim slowakischen Modell um keine einfache Kopie des deutschen Nationalsozialismus, sondern um eine eigenständige rechtsextreme Ideologie. Sie verknüpft slowakischen Ultranationalismus mit autoritärem Korporatismus und Katholizismus sowie Rassenantisemitismus.
Die Ideologie basierte überwiegend auf der bereits 1939 eingeführten Staatsdoktrin, die als christlicher Totalitarismus (kresťanský totalitarizmus) bezeichnet wurde. Entscheidende ideologische Elemente waren einerseits der traditionelle klerikale Nationalismus, wie er sich bereits seit dem 19. Jahrhundert innerhalb der slowakischen Nationalbewegung entwickelt hatte. Er verklärte die Nation als unmittelbare Schöpfung des christlichen Gottes und lehnte eine säkulare Trennung von Staat und Kirche ab. Das zweite zentrale Element bildeten moderne rechtsextreme Staatstheorien, insbesondere der Spannismus sowie in geringerem Maße der italienische Faschismus. Der christliche Totalitarismus wurde vom klerikal-nationalistischen Parteiflügel um Staatspräsident und Parteichef Jozef Tiso sowie der radikalen Intellektuellengruppe Nástup vertreten, aus deren Reihen der Parteiideologe Štefan Polakovič stammte.
Der Übergang zum slowakischen Nationalsozialismus erfolgte nach dem Salzburger Diktat von 1940, bei dem der kleinere, nationalsozialistische Parteiflügel um Ministerpräsident und Außenminister Vojtech Tuka und die paramilitärische Hlinka-Garde gestärkt wurde. Der Tuka-Flügel forderte eine revolutionäre Umgestaltung der Slowakei nach dem Vorbild NS-Deutschlands und wurde dabei von deutschen Stellen unterstützt. Der Tiso-Flügel hingegen bemühte sich nun um einen ideellen Kompromiss mit der deutschen Ideologie, ohne deren Grundsätze unkritisch zu übernehmen. Im innenpolitischen Machtkampf um die weitere politische Ausrichtung behielt der dominierende Tiso-Flügel die Oberhand, jedoch begünstigten die ideologischen Auseinandersetzungen beider Lager zwischen 1940 und 1942 eine rapide Radikalisierung von Regime und Staatsideologie, da beide Parteiflügel in unterschiedlichem Ausmaß nationalsozialistisches Gedankengut übernahmen.
Der Tuka-Flügel konnte sich dabei mit der Forderung nach einer „radikalen Lösung der Judenfrage“ durchsetzen. Die slowakische Regierung verabschiedete mit dem Judenkodex 1941 eines der grausamsten antisemitischen Gesetze Europas. 1942 wurden aus der Slowakei etwa 58.000 slowakische Juden in deutsche Vernichtungslager deportiert, und noch im gleichen Jahr wandelte das Regime die Slowakei in einen Führerstaat um, mit „Führer und Präsident“ Jozef Tiso an der Spitze. Der einheimische slowakische Ultranationalismus erreichte seinen historischen Höhepunkt, wobei man die Slowaken zur „ältesten Nation Mitteleuropas“, sowie zum überlegenen „Kulturträger“ der Region und des gesamten Slawentums erklärte. Innenpolitisch wurde eine totalitäre „nationale Einheit“ unter Führung der Ludaken verklärt, welche vor „Volksfeinden“ geschützt und verteidigt werden sollte. In der Folge wurden nationale Minderheiten sowie tatsächliche oder imaginierte politische Gegner vom Regime verfolgt. Da die Staatsideologie den Katholizismus zur Essenz der „slowakischen Seele“ erklärte, bildete die katholische Kirche der Slowakei eine der wichtigsten Stützen des Regimes. Außenpolitisch begünstigte der militante Antibolschewismus des Regimes die Entsendung von etwa 60.000 slowakischen Soldaten zur Unterstützung des deutschen Angriffskrieges gegen die Sowjetunion.
Ob die hybride Staatsdoktrin Tisos und der Nástup-Gruppe als ein „slowakischer Faschismus“ aufgefasst werden kann, ist Gegenstand wissenschaftlicher Debatten. Eine Einordnung zum „Klerikalfaschismus“ wird hingegen von der gegenwärtigen Forschung überwiegend abgelehnt. In der heutigen Slowakei knüpft die neonazistische Partei ĽSNS an ideologische Aspekte beider ideologischer Linien an.