Sonne der Gerechtigkeit ist ein deutsches Kirchenlied mit einer komplexen Entstehungsgeschichte. Den Text stellte Otto Riethmüller um 1930 aus älteren Liedstrophen zusammen und verband ihn, um den Kehrvers „Erbarm dich, Herr“ erweitert, mit der seither dafür gebräuchlichen Melodie aus dem 16. Jahrhundert. Vier der sieben Strophen wurden im 18. Jahrhundert verfasst, zwei von Johann Christian Nehring und zwei von Christian David. Die übrigen Strophen wurden im 19. Jahrhundert von Christian Gottlob Barth geschrieben. Eine alternative siebte Strophe, die 1970 mit Betonung der Ökumene vorgeschlagen wurde, stammt ebenfalls von David. Das Lied bringt einen Aufruf zu Gerechtigkeit, Erneuerung und Einheit zum Ausdruck, in der Kirche, in der Gesellschaft und weltweit.
Die Melodie war ursprünglich ein weltliches Lied aus dem 15. Jahrhundert und wurde von den Böhmischen Brüdern im 16. Jahrhundert erstmals für ein Kirchenlied verwendet. Sonne der Gerechtigkeit wurde in viele Liederbücher und Gesangbücher aufgenommen und inspirierte musikalische Bearbeitungen. Mit seinem Akzent „zu unserer Zeit“ wurde es häufig mit politischer Zielsetzung gesungen, zum Beispiel bei den Friedensgebeten für die Demokratisierung der DDR bzw. die Einheit Deutschlands.
Im Reformierten Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz RG wird der Text auf eine vor 1467 in Böhmen bekannte Melodie gesungen, die 1531 bei Michael Weisse vorkommt.